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Hyundai | Aptiv | Neues Joint Venture für autonomes Fahren
Mit der Übernahme von nuTonomy, einem Entwickler von autonomen Fahrlösungen aus Boston (USA), krönte Aptiv (vormals Delphi ohne die abgespaltene Antriebsstrangsparte) 2017 seine Bemühungen, sich von einem traditionellen Komponentenzulieferer in einen Anbieter von Hightech-Lösungen zu transformieren. Der Kaufpreis betrug 400 Millionen US-Dollar zuzüglich einer variablen Komponente von 50 Millionen US-Dollar.
Doch die Markteinführung neuer Technologien im Bereich autonomes Fahren (AF) zeigt sich als deutlich schwieriger und teurer. Für eine erfolgreiche Umsatzgenerierung werden noch mindestens fünf Jahre benötigt. Aufgrund knapper Finanzmittel hat Aptiv die Hälfte seines SAE-Level-4-Projeks für 2 Milliarden US-Dollar an Hyundai verkauft: gesplittet in 1,6 Milliarden US-Dollar in bar sowie 400 Millionen US-Dollar an F&E-Ressourcen, die Hyundai in das neue 50- 50-Joint-Venture (JV) einbringen wird. Die Finanzmittel sollen dem JV als Basis für die nächsten Jahre dienen. Laut Aptiv soll die Mitarbeiterzahl von 800 im Mai auf 1000 bis Ende 2020 steigen. Das JV verfügt über Standorte in Boston, Las Vegas, Santa Monica (alle USA), Singapur und Seoul (Südkorea).
Ziel: der Robotaxi-Markt
Ziel des JV ist es, bis 2022 seine Technologieplattform für Robotaxis zur Marktreife zu bringen. Für eine solide Basis ist zu Beginn auch der Betrieb von Robotaxi-Flotten geplant, mit einer Umsatzerwartung von mehreren Hundert Millionen Dollar im Jahr 2025. Aufgrund sinkender Systemkosten gehen die Partner davon aus, ab 2030 mit der Vermarktung der Plattform an Hersteller von Fahrzeugen für private Nutzung beginnen zu können, so auch an Hyundai. Die Plattform umfasse integrierte Sensoren, den Rechner und die Software sowie die Vernetzung zu einem Cloud-Service, sodass Flotten via Fernsteuerung überwacht und koordiniert werden können. Laut Karl Iagnemma, President und CEO des noch namenlosen JV, sind Forschung und Entwicklung für das autonome System fast abgeschlossen. "Wir sind über das Stadium, in dem wir uns auf Demofahrzeuge und Piloten konzentrieren, hinaus; wir bauen Produkte für die reale Welt", betonte er. Was noch aussteht, ist die Industrialisierung. Die Plattform muss die Zuverlässigkeits- und Qualitätsstandards der Automobilindustrie erfüllen und eine tiefe Integration in das Fahrzeug sicherstellen. Neben den Barmitteln sind es diese Fähigkeiten, die Hyundai in die Partnerschaft einbringt.
Zusammenarbeit für Erfolg beim AF
"Vor einigen Jahren glaubten viele Experten, dass der Schlüssel zum Erfolg im Bereich autonomes Fahren in den Softwareentwicklungszentren im Silicon Valley läge", betonte Iagnemma. "Das ist nicht mehr der Fall. Man braucht eine tiefe strategische Partnerschaft mit einem globalen Automobilhersteller. ... Mit Hyundai haben wir den perfekten Partner gefunden. Was Hyundai besser kann als jeder andere in der Welt, ist die Großserienherstellung eines hochgradig kostenoptimierten Fahrzeugs."
Der Plan des JV, bis 2025 signifikanten Umsatz mit den Robotaxi-Flotten zu generieren, wurde vor der Covid-19-Pandemie aufgestellt. Nun hält das Unternehmen Veränderungen am Produkt für erforderlich. Denn aktuell wären die meisten Menschen nicht bereit, in ein Robotaxi einzusteigen - aus Angst vor Kontakt mit verunreinigten Oberflächen. Es wird geprüft, wie die regelmäßige manuelle oder automatische Desinfizierung in den Taxis sichergestellt werden kann. Zudem sollte die Fahrt so berührungslos wie möglich gestaltet sein, zum Beispiel durch Automatiktüren. Ein baldiger Impfstoff würde Erleichterung bringen, da dann geringere Anstrengungen zur Minimierung des Ansteckungsrisikos notwendig wären.
Um sich von anderen Entwicklern autonomer Fahrzeuge wie Waymo, Cruise, Argo AI stärker zu differenzieren, konzentriert sich das JV auf drei Bereiche. Seine 75 Fahrzeuge umfassende Flotte in Las Vegas hat in Zusammenarbeit mit Lyft mehr als 100.000 Fahrten (mit Sicherheitsfahrern) durchgeführt. Das JV sammelt somit bereits Erfahrung, wie es Kunden ein angenehmes Fahrerlebnis bieten kann. Zweitens zielt das JV auf die Bereitstellung einer in hohem Maße kostenoptimierten Plattform ab. Und drittens bietet die Präsenz in den USA und Asien die Möglichkeit, an weiteren Standorten Robotaxi-Flotten aufzubauen. Derzeit sind Las Vegas und Singapur im Gespräch. Kriterien für die Auswahl weiterer sind rechtliche Rahmenbedingungen, Wetter, Betriebsbedingungen und Marktpotenzial.
Simulation ist gut, reale Tests ein Muss
Allerdings sind bis zum Markteintritt noch große Hürden zu überwinden. Jeder einzelne Sensor muss die Anforderungen der Automobilindustrie erfüllen. Außerdem bedarf es einer Technik zur Sensorreinigung. Kostengünstige Festkörper-Lidarsensoren existieren noch nicht. Kosten und Stromverbrauch des leistungsstarken Rechners als Kernelement der Plattform müssen reduziert werden. Reale Erprobungen sind aktuell aufgrund der Einschränkungen in vielen Ländern als Folge der Coronavirus-Pandemie kaum realisierbar. Somit sind Entwickler noch stärker auf den Einsatz von Simulationen angewiesen. "Mit Simulation ist vieles bereits sehr gut darstellbar; zum Beispiel erlaubt sie uns, die Leistung und Zuverlässigkeit unserer Richtlinien-Engine zu testen. Aber es gibt Lücken", sagte Iagnemma. "Die physikalischen Eigenschaften der Fahrumgebung, die es uns ermöglichen würden, unsere Wahrnehmungssysteme zu testen, sind in der Simulation schwer darstellbar." Besonders herausfordernd ist die Simulation von zurückgestrahlten Radarsignalechos von verschiedenen Hindernissen.
Börsengang nicht ausgeschlossen
Demnächst wird das JV auch einen Namen erhalten. "Es handelt sich im Grunde genommen um ein neues Unternehmen, also werden wir die Gelegenheit nutzen, unter einer neuen Marke unsere Geschichte zu erzählen und uns der Welt neu vorzustellen", sagte Iagnemma, einen möglichen Börsengang dabei nicht ausschließend.
Microsoft | Amazon | Wer dominiert den Markt für Automotive Cloud Computing?
Laut Microsoft beinhaltet Cloud Computing die Bereitstellung von Computerdiensten - einschließlich Server, Speicherkapazitäten, Datenbanken, Netzwerke, Software, Analyse und Intelligenz - über das Internet (die Cloud) mit dem Ziel, schnelle Innovationen, flexible Ressourcen sowie Skaleneffekte möglich zu machen. Kunden zahlen in der Regel nur für die tatsächlich genutzten Clouddienste, wodurch sich eine Senkung der Betriebskosten, eine effizientere Nutzung der Infrastruktur sowie leichtere Anpassung an sich ändernde Geschäftsanforderungen ergibt.
Inzwischen integrieren die meisten Automobilhersteller Mobilfunkmodems in ihre neuen Fahrzeugmodelle, wodurch die Nachfrage nach Automotive Cloud Computing rasant angestiegen ist. Das Marktvolumen wird bis 2025 voraussichtlich 10 Milliarden US-Dollar betragen. Angeführt wird der Markt von zwei der größten Technologieunternehmen weltweit: Microsoft und Amazon.
Bislang scheint die Connected Vehicle Platform von Microsoft größere Erfolge zu verzeichnen. Im Februar 2020 schloss Microsoft mit Volkswagen eine strategische Partnerschaft. Diese verfolgt als Ziel, die Volkswagen Automotive Cloud zu einer der größten dedizierten Cloudlösungen in der Automobilindustrie zu machen. Mehr als fünf Millionen neue Volkswagen-Fahrzeuge pro Jahr sollen an Microsofts Azure-Cloud- und Edge-Plattform angeschlossen werden.
Im vergangenen Jahr brachte Renault-Nissan-Mitsubishi die Alliance Intelligent Cloud auf den Markt. Die Plattform soll für die Fahrzeuge der Allianz-Mitgliedsfirmen, die circa 200 Märkte bedienen, Konnektivitätsdienste bereitstellen. Dabei kommen Technologien von Microsoft Azure im Bereich Cloud, künstliche Intelligenz und IoT zum Einsatz.
Zudem konnte Microsoft im Rahmen seiner Connected Vehicle Platform Aufträge mit Cerence, LG Electronics, Ericsson, ZF Friedrichshafen, Faurecia, Luxoft und anderen abschließen.
Amazons Stärke liegt in der Cloud, Microsofts in Automotive-Bereich
Während Amazon Web Services (AWS) mit 33 % Anteil den insgesamt 100 Milliarden US-Dollar schweren Cloud-Markt dominiert, steht das Unternehmen hinter Microsoft nur an zweiter Stelle, wenn es um das Auftragsvolumen im Automobilbereich geht. Seine wichtigste Kooperation besteht mit Ford und Autonomic, einer Ford-Tochter, die die Transportation Mobility Cloud (TMC) für Ford bereitstellt. AWS soll TMC dabei unterstützen, die Standardlösung für vernetzte Fahrzeuge bei Ford zu werden. Laut Ford fiel die Wahl auf AWS aufgrund der globalen Reichweite und des breiten Leistungsspektrums, einschließlich IoT, maschinelles Lernen und Analyse.
Das Toyota Research Institute nutzte in den letzten zwei Jahre das Deep Learning Framework von AWS, um seine eigenentwickelten Systeme für Fahrerassistenz und autonomes Fahren zu trainieren. Eine Kooperation von Denso und AWS zielt darauf ab, Konnektivitätslösungen von Edge bis Cloud Computing anzubieten. Dazu zählen sowohl die Echzeitabbildung von Istzustand und Telemetrie als auch die Erkennung des Fahrzeugumfeldes sowie von Fahrereignissen in Echtzeit. Toyota wiederum hält eine Beteiligung an Denso. AWS arbeitet mit zahlreichen weiteren Akteuren der Automobilindustrie an Konnektivitätslösungen, darunter Aptiv, Lyft, Kia, Hyundai, Here, BMW und Audi.
"Die meisten OEMs haben eine Konnektivitätsstrategie entwickelt und ihre Flotte bereits vernetzt oder sind gerade dabei", sagte Dean Philips, Technology Leader for Automotive bei AWS. "Auf dieser Grundlage erfolgen nun verstärkt Investitionen in den Bereichen maschinelles Lernen, Analyse, künstliche Intelligenz und Data Lakes. Die Automobilhersteller suchen nach Wegen, auf Basis von Daten neue Produkte und Dienste zu entwickelt und bessere Fahrzeuge zu bauen."
Mentor | Siemens | Portfolio zur Entwicklung von E/E-Systemen unter der Marke Capital
Unter der Marke Capital hat Mentor in den letzten Jahren erfolgreich eine Reihe einzelner Werkzeuge für die Auslegung und Herstellung von Kabelbäumen zu einer Tool Suite zusammengeführt - ein Geschäftsbereich mit starkem Wachstum. Mentor strebt diesen Weg auch im Bereich Software- und Netzwerkentwicklung an. Laut Martin O'Brien, Senior Vice President und General Manager von Mentor "haben wir nun eine gemeinsame Perspektive was die Gesamtentwicklung eines elektrisch/elektronischen (E/E) Systems anbetrifft. Wir sehen eine einheitliche Sprache, einheitliche Werkzeuge und einheitliche Möglichkeiten zur Datenintegration. Wir können einen noch nahtloseren End-to-End-Entwicklungsprozess anbieten."
Nvidia | Ampere-Architektur vorgestellt
Mit der Einführung der Ampere-Architektur erweitert Nvidia das Leistungsspektrum seiner Drive-Plattform. Ein neues Level-5-Robotaxi-System liefere 2000 TOPS. Bei Montage hinter der Windschutzscheibe erreiche eine neue Einstiegslösung für ADAS ein NCAP-5-Sterne-Rating - bei einem Stromverbrauch von nur 5 W. Mit einer einzigen Architektur und einer einzigen Softwareentwicklung können Hersteller damit ein Hochleistungs-KI-System nutzen, um alle Fahrzeuge aus ihrem Portfolio softwaredefiniert auszulegen.
QNX | Black-Channel- Kommunikationstechnologie eingeführt
Kommunikationskanäle mit unbekannten Komponenten, bei denen der Weg, den die Daten bis zum Ziel nehmen könnten, ungewiss ist, werden als Black Channel Communication bezeichnet. Black Channels sind für sicherheitsrelevante Daten nicht geeignet; es sei denn, es wird eine Technologie eingesetzt, die die Daten unabhängig von der zugrunde liegenden Software und Hardware schützt. Genau darauf zielt die Black-Channel-Kommunikationstechnologie von QNX ab, die nun verfügbar ist. Die Technologie ist nach ISO 26262 ASIL D, dem Standard für funktionale Sicherheit der Automobilindustrie, zertifiziert und basiert auf den in IEC 61508 festgelegten Sicherheitsanforderungen zur Datenkommunikation und den definierten Maßnahmen zur Risikobegrenzung aus den Schutzprofilen der Autosar-Ende-zu-Ende-Kommunikation. Die Software von BlackBerry QNX wurde bisher in mehr als 150 Millionen Straßenfahrzeuge eingebaut.
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On Automotive Electronics. ATZ Elektron 15, 32–35 (2020). https://doi.org/10.1007/s35658-020-0244-9
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