Liebe Leserin, lieber Leser,

kein Corona … vor 17 Uhr - und das ist das einzige Mal in diesem Editorial, dass dieses Wort fallen wird. Die Zukunft wird hart: Die Branche braucht laut Aussage mancher Firmen rund fünf Jahre, bis das vorherige Niveau wieder erreicht wird. Sehen wir es dennoch positiv. Denn hier und heute gibt es gerade durch den Rückgang der Auslastung die Chance für die Unternehmen, kein Personal abzubauen und gewonnene Zeit und Ressourcen zu nutzen: Zeit, um mit weniger Tagesgeschäft belastet intensiv an den Verbesserungen und Neuentwicklungen zu arbeiten, die nach dem Abschwung gebraucht werden. Nur so ist ein Unternehmen beim wieder einsetzenden Wirtschaftsleben mit den richtigen Produkten und Produkteigenschaften und vor allem auch der nötigen Manpower am Start. Ist man im Extremsparmodus eingefroren, wird es sowohl an Innovationen als auch an Personal mangeln und schwierig sein, vorne mitzumischen, wenn es wieder losgeht.

So, und wer jetzt dachte "geht ja letztlich doch ums C-Wort": Nix, noch besser, der Text ist uralt, glatt geklaut und etwas in Ausrichtung und Zeitform umgeschrieben. Abgekupfert aus einem meiner alten Editorials im Jahr 2010, in dem es um die überwundene Krise 2008/2009 ging. Da war es nämlich so, dass die 2008 sofort geäußerte Projektion, dass der Untergang des Abendlandes mindestens fünf Jahre dauern werde, bereits Ende 2009/Anfang 2010 wieder ziemlich überholt war. Schon Ende 2010 war die Industrie nämlich auf einem Niveau deutlich über 2008 - und mit Innovationen am Start, die in der zugegeben wirklich üblen Zeit davor auf den Weg gebracht wurden.

Die Impulse für den Umbau etlicher Produkte oder Produktlinien mögen sich aus Sicht der OEMs und Zulieferer ungeplant verstärkt haben, aber ich meine, dass es leichter wird, sich neu zu erfinden, wenn im Unternehmen dafür Kapazität vorhanden ist und nicht bei der sonst üblichen Überlast nebenher geschieht - so bitter die Situation heute erst mal ist. Als Tipp aus einem aktuellen Ratgeber von McKinsey, der natürlich etwas weiter ausholt und eben genau die aktuelle Situation anspricht: Wichtig ist der Part, sich neu zu erfinden und seine Entwicklung mit Weitblick zu planen.

So, und wer jetzt denkt, Propaganda, Zweckoptimismus oder Schönreden (zumal der Mensch zum Negativen neigt und gerade vieles Mist sowie der Stuhl im Homeoffice weniger bequem ist als der im Büro): Bis zur Finanzkrise nahm die Automobilproduktion im Schnitt um 2 % pro Jahr zu. Ab 2010 lag das Plus dann bei circa dem Doppelten, also 4 % jährlich. Darauf noch einen Kaffee, auch wenn es schon nach drei ist.

Viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe!

Robert Unseld

Verantwortlicher Redakteur

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