Liebe Leserin, lieber Leser,

die ELIV ist nun aus dem traditions- reichen und beschaulichen Baden-Baden nach Bonn umgezogen. Das ist mutig, aber bedauerlich. Diese Rückmeldung kam prompt nach der Ankündigung des Tagungsleiters Uwe Michael vor zwei Jahren. Die Meinung teilen heute noch einige Ingenieure und Marketingfachleute, die jetzt selbstverständlich der ELIV an den Rhein gefolgt sind. Am 18. und 19. Oktober startet die neue Ära der ELIV in Bonn.

Meiner Ansicht nach war es nicht mutig, sondern vielmehr an der Zeit, neue Weichen zu stellen. Die Internationalität ist beispielsweise wichtig, sie lässt sich nun unter anderem aufgrund der deutlich besseren Logistik im Sinne aller Teilnehmer weiter ausbauen. Das hat uns bewogen, die „neue“ ELIV mit einem Sonderheft zu begleiten.

Eine logistische Herausforderung haben auch die Autoren dieser ELIV-Ausgabe dabei gemeistert, passten doch der Ab-gabetermine der Vortragseinreichungen zunächst gar nicht zu dem früheren Redaktionsschluss. Dank gilt allen Autoren und dem VDI Wissensforum für viel Engagement und vertrauliche Vermittlung. Ebenso danke ich Uwe Michael, für seine Flexibilität im Rahmen des Interviews und vor allem sein emotionales Engagement. Die ELIV ist „sein Ding“, diesen Spirit spürt man bei ihm.

Eine neue Ära der Fahrzeugindustrie, das mag überhöht klingen und mittlerweile ein Allgemeinplatz sein, doch die Branche befindet sich ja tatsächlich auf einer Zeitreise — und zwar mit hohem Tempo. Die Vortragsinhalte in Bonn spiegeln den Wandel. Vieles ist noch offen, ungelöst und einiges gar nicht einschätzbar. So sagen mir einige Ingenieure sehr offen, was sie im Sog des Wandels bewegt. Die offenen Fragen beziehen sich auf die Auswahl von Techniken, neue Prozesse und auf die zeitliche Umsetzbarkeit, die häufig von tradierten Denkweisen und Organisationsstrukturen regelrecht ausgebremst wird.

Selten wogen Keynotes und Eröffnungsreden so schwer, weil sie nicht wie in den Jahrzehnten zuvor einen Wandel ankündigen, sondern heute zu unmittelbarem Handeln auffordern. Ich denke, die Entscheider der Autobranche haben sich zu lange in einer Komfortzone bewegt, die Zukunft auf übermorgen verschoben und gar messerscharfe Prognosen nicht ernst genommen.

Die Automobilindustrie ist schon gut unterwegs, werden Uwe Michael und Elmar Frickenstein zu Beginn des ersten ELIV-Tages vermutlich sagen. Doch auch kritische Anmerkungen und Aufrufe werden nicht fehlen. Ich wünsche mir eine ehrliche und offene Diskussion.

Gute Anreise nach Baden-Baden. Nein, es ist ja Bonn.

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