Liebe Leserin, lieber Leser,

„Das Thema eingebettete IT-Sicherheit ist zu vielschichtig, als dass man es in Unternehmen aus eigener Kraft abdecken kann“, sagt Professor Christoph Paar. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Embedded Security an der Ruhr-Universität Bochum und Professor an der University of Massachusetts in Amherst, USA.

„Security wird zum volkswirtschaftlichen Faktor“, ergänzte Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), im Rahmen der Embedded World in Nürnberg. Die Zahl der Angriffe steige drastisch: „Pro Woche registrieren wir mindestens einen Angriff durch fremde Nachrichtendienste auf die Computernetze der Regierung. Jeden Monat fangen wir etwa 44.000 Mails mit schädlicher Software ab — viermal so viele wie 2015.“ Tendenz: weiter steigend. Tyson Tuttle, CEO von Silicon Labs, rechnet bis 2020 mit 50 Milliarden IoT-Knoten: „Der Einfluss auf die Wirtschaft wird in vielen Milliarden US-Dollar gemessen.“

Volkswirtschaftlichen Einfluss haben nicht nur die technischen Security-Lösungen in Software und Hardware, sondern mindestens zwei weitere Aspekte. Erstens: In den Unternehmen gilt es, ein Bewusstsein für die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit der vielschichtigen Thematik zu schaffen. Eine repräsentative Besetzung in Aufsichtsräten, in die nicht nur Betriebswirtschaftler, sondern auch Techniker berufen werden sollten, schlägt Etas-Geschäftsführer Friedhelm Pickhard vor. Der zweite Aspekt zielt auf das Recruiting und die Auswahl der Security-Partner. Ernsthafte Überlegungen finden derzeit bei der Bewertung der wenigen Security-Hochburgen weltweit statt: Israel auf Platz eins, Kanada auf Platz zwei, vor dem Silicon Valley in den USA. Wem und welchen Kulturen vertraut man? Wer passt zusammen? Das sind auch sicherheitsrelevante Fragen.

Security-Aspekte dämpfen heute berechtigt den Hype um das autonome Fahren. Jeder Hype hat auch etwas Gutes, denn gesellschaftsrelevante Spezialthemen, die zunächst in Expertenkreisen und der Wissenschaft diskutiert werden, finden ein breites Publikum. Dann gilt es allerdings, den Dialog auf hohem Niveau ausgewogen zu führen. Unser Verlagshaus führt in dieser Verantwortung derzeit viele Hintergrundgespräche, die den Industrien eine Plattform geben werden — im Kontext interdisziplinärer und branchenübergreifender Lösungen. ATZ und ATZelektronik blicken über den Tellerrand hinaus.

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