Liebe Leserin, lieber Leser,

gefühlt ganz Deutschland schaute am 22. Januar 2024 auf den Gemeinderat von Norderwöhrden nahe dem Meer, ob das Technologieunternehmen Northvolt dort seine weltweit dritte Fabrik bauen darf. Der Rat stimmte den Plänen der Schweden zu: Die Bauarbeiten zur 60-GWh-Batteriezellenfabrik bei Heide in Holstein können beginnen. Dieses Leuchtturmprojekt der Elektromobilität erzeugt Aufbruchstimmung - es ist eben doch möglich, in Deutschland neue Produktionsstätten anzusiedeln. Die 4,5 Milliarden Euro schwere Investition lässt 3000 Arbeitsplätze im strukturschwachen Raum Dithmarschens entstehen. Deutschland darf laut EU-Kommission das Vorhaben mit 902 Millionen Euro fördern.

Doch Batterieproduktion ist das eine, Batterieforschung das andere. Letztere ist viel entscheidender für den Standort Deutschland. Unser Land ist ressourcenarm und deswegen auf den Erfindergeist sowie die Schaffenskraft seiner Menschen angewiesen. Forschende müssen kontinuierlich die Grundlagen dafür legen, dass effizientere und preiswertere Batteriegenerationen schneller auf den Markt kommen. Universitäten müssen finanziell gut ausgestattet sein, um dem Fachkräftemangel begegnen und Studierende kompetent ausbilden zu können.

Doch was wird stattdessen getan? Mit ihrer kräftigen Kürzung von 155,8 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) nimmt die Bundesregierung einen Kahlschlag an der Batterieforschung vor. Durch die KTF-Streichung sei die Finanzierung der Batterieforschung ab 2025 „völlig offen“, stellt Burkhard Straube, CEO von Vianode, laut Onlineportal Electrive.net fest. „Die Streichung von 75 % der Batterieforschungsförderung wirkt sich massiv auf die Ausbildung von Studierenden und Doktoranden aus, sodass der deutsche Fachkräftemangel dramatisch zunehmen wird“, sagt Prof. Heiner Heimes von der RWTH Aachen. Das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien setzt die Pläne mit einem „Ausstieg Deutschlands aus der Batterieforschung“ gleich. Prof. Martin Winter von der Universität Münster beklagt bei Westfalenspiegel.de: „Wir geben die Zukunft auf.“ Und Frank Blome, CEO von PowerCo, betont im Handelsblatt: „Die geplanten Streichungen wären ein harter Schlag für diese so wichtige Forschung in Deutschland.“

Es bleibt zu hoffen, dass in dieser Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Die Landwirte haben es mit ihren Demos vorgemacht, dass sich vieles doch noch bewegen lässt. Denn die Batterietechnologie spielt die zentrale Rolle für die Transformation hin zur Elektromobilität. Seien Sie in diesem Zusammenhang schon heute gespannt auf den Gastkommentar von Prof. Achim Kampker von der RWTH Aachen im kommenden Heft. Es muss ein Mehr für die Batterieforschung geben, nicht ein Weniger.

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Dipl.-Ing. Michael Reichenbach

Stellvertretender Chefredakteur