Im Rahmen des Green Deal verpflichtet sich die EU auch, eine Wasserstoffwirtschaft in Europa aufzubauen. Der Fokus liegt hier klar auf grünem Wasserstoff, und so müssen in Zukunft für dessen Produktion große Mengen erneuerbaren Stroms erzeugt werden - so viel, dass erhebliche Kapazitäten zusätzlich aufzubauen sind. Für die Herstellung von günstigem H2 müssen Elektrolyseanlagen möglichst viele Stunden im Jahr laufen. Deswegen lässt sich Wasserstoff am ökonomischsten in Ländern produzieren, in denen zum Beispiel überdurchschnittlich viele Sonnentage vorherrschen. Und genau hier bietet sich der afrikanische Kontinent an: Erneuerbare Energie könnte in großer Menge zu vergleichsweise geringen Kosten erzeugt werden.

Die gewonnene Energie lässt sich besonders gut in sogenannten E-Fuels binden und nach Europa transportieren: flüssige Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff und CO2, das aus der Umgebungsluft oder direkt aus Industrieanlagen entnommen wird. Die E-Fuels ähneln fossilen Kraftstoffen, sind aber aufgrund ihrer Herstellung klimaneutral und können problemlos in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden. Dies ist aktuell bei rund 1,2 Milliarden Pkw und zusätzlich rund 300 Millionen Nutzfahrzeugen weltweit mit Verbrennungsmotor eine echte Chance.

Die Produktion von E-Fuels würde den afrikanischen Ländern ermöglichen, eigene Stromerzeugungskapazitäten aufzubauen und sie gleichzeitig zu Energieexporteuren werden lassen. Dies könnte eine erhebliche Wertschöpfung, Beschäftigung und damit auch steigenden Wohlstand vor Ort mit sich bringen. Im Sinne einer Win-win-Partnerschaft zwischen Afrika und Europa profitieren die afrikanischen Länder von Technologiepartnerschaften, dem Aufbau von Arbeitsplätzen und einem Beitrag zum Klimaschutz auf dem afrikanischen Kontinent. Gleichzeitig ergeben sich für die deutsche und europäische Industrie große Chancen im Energie- und Chemieanlagenbau.

Wir Europäer können unsere Klimaziele nur erreichen, wenn wir neue internationale Partnerschaften aufbauen. Daher verstärkt die deutsche Automobilindustrie ihre Verbindungen mit Afrika. Der VDA hat jüngst mit der African Association of Automotive Manufacturers (AAAM) im Rahmen des "Partner Afrika"-Projekts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Kooperationsprojekt auf Augenhöhe gestartet. Unter anderem konzentriert sich unsere Zusammenarbeit mit Afrika auf die Erschließung neuer Energiequellen in Form von E-Fuels. Weitere Themen der Initiative sind die Entwicklung der Automobilindustrie auf dem afrikanischen Kontinent und der Marktzugang für unsere Fahrzeughersteller und -zulieferer, um zur Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen beizutragen.

Die Europäische Union und die Afrikanische Union sollten die Automobilindustrie darin unterstützen, den Ausbau klimafreundlicher Mobilität in Afrika voranzutreiben. Der EU Green Deal bietet uns dazu gute Möglichkeiten, die wir beherzt ergreifen sollten.