Liebe Leserin, lieber Leser,

wussten Sie, wie viele Meter Sicherheitsgurt in einem Pkw verbaut sind? Opel hat für seinen aktuellen Fünfsitzer-Astra ausgemessen, dass es exakt 15,9 m sind. Dies ist eine ganze Menge: weit mehr als ein „Elfer“ bei der gerade zu Ende gehenden Fußballeuropameisterschaft und ungefähr so viel wie zwei Fußballtore nebeneinander.

Bereits 1959 ließ sich der schwedische Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin den Dreipunkt-Sicherheitsgurt in Deutschland patentieren. Erst mit dieser Erfindung begann in den 1960er-Jahren die Ablösung der unsicheren und unbequemen Beckengurte. Nachdem in Deutschland die Einbaupflicht in Neuwagen ab 1974 und die Anschnallpflicht ab 1976 — also vor genau 40 Jahren — wenig Erfolg in der Unfallstatistik zeigte, stieg erst mit einem Verwarngeld von 40 DM die Anschnallquote von 58 auf 92 %.

Doch heute ist der Gurt nicht mehr das alleinige Sicherheitssystem, aber weiterhin das wichtigste: Der Airbag, die Fahrdynamikregelung (ESP oder ESC) und Assistenzsysteme wie ACC und Staupilot, die auf Kamera- und Radartechnik fußen, kamen hinzu, sodass man heute von der integrierten Sicherheit als Verknüpfung der passiven mit der aktiven Sicherheit sprechen kann. Denn es besteht weiterhin Handlungsbedarf, die Fahrzeug- und Verkehrssicherheit zu erhöhen, um bei den wieder steigenden Unfalltotenzahlen auf deutschen Straßen (0,9 % in 2014 und 2,9 % in 2015) eine Trendwende einzuleiten. Umso mehr kommt es auf das intelligente Zusammenspiel aus Gurt, Airbag, Brems-, Warn- und Assistenzsystemen an.

Bei diesem großen Nutzen kann man das Folgende kaum glauben: „Frauen verzichten häufiger auf Sicherheit“. Aber so lautete tatsächlich die Schlagzeile einer Pressemitteilung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) im Mai 2016. Diese Aussage sei das Ergebnis einer Umfrage der Kampagne „bester beifahrer“ des DVR und seiner Partner. Dort fiel den Interviewern auf: Nur 22 % der Frauen nutzen den Sicherheitsvorteil durch Fahrerassistenzsysteme, bei den Männern sind es wenigstens 30 %. Der lebensrettende Zweck wird anscheinend noch nicht erkannt.

Hoffentlich gelangen diese Zahlen schnell in die 90-%-Region der Anschnallquote. Getreu dem Motto: „Erst gurten … dann starten“ wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unseres Titelthemas zum Thema Sicherheit.

Herzliche Grüße, Ihr

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