Liebe Leserin, lieber Leser,

immer mehr Leute nutzen Parkplätze und Raststätten an Autobahnen als billige Möglichkeit, ihren Hausmüll zu entsorgen, wie jetzt im Osterreiseverkehr wieder zu sehen war. Hinzu kommen achtlos aus dem Autofenster geworfene Kaffeebecher und Burger-Tüten, die am Straßenrand oder in Kurven von Autobahnauffahrten landen. Leider wird es zum Volkssport und Massenphänomen, Müll illegal loszuwerden. Die Ist-mir-doch-egal-Mentalität greift um sich. Oder wie es ein Straßenwärter an der A8 bei Sindelfingen sagte: „Fenster auf und raus, das ist cool.“

Doch die Straßenmeistereien finden das „uncool“, sie sammeln in einer jährlichen Grundreinigung und auch zwischendurch an diesen Stätten Dinge ein, die man nicht für möglich hält. Sie reichen von gefüllten Windeln und vollen Urinflaschen, die Lastwagenfahrer aus dem Fenster werfen, bis zu ausrangierten Möbeln und Bauschutt. Aber auch Reifen oder ganze Autowracks sowie Sperrmüll, giftige Kühlschränke und alte Fernseher sind wegzuschaffen. In Hessen, sagte jüngst Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, kostete die Sammlung und Entsorgung von 18.000 t Müll im vergangenen Jahr rund zwei Millionen Euro und 33.000 Arbeitsstunden. Zeit und Geld, das besser in die Sanierung von maroden Brücken und Straßen fließen sollte.

Aber wie kommt es zu dem Phänomen? Schon in Kindergarten und Schule gibt es doch Aktionstage gegen die Vermüllung der Landschaft. Die Kinder gehen in den Wald, um allen großen und kleinen Unrat einzusammeln. Wie schwierig es ist, Plastik-Strohhalme von Fastfood-Ketten wieder aus dem Laub zu fischen, wissen sie also. Aber als Erwachsene haben sie das dann vergessen, lasten Arbeitszeit sowie Kosten den Straßenmeistereien und dem Steuerzahler auf, also sich selbst. Bleibt die Frage, ob diese Leute zuhause auch so handeln und jedes Bonbonpapier gedankenlos in die Ecke des Wohnzimmers werfen. Wohl kaum.

Schon in jungen Jahren lernt man beim Deutschen Alpenverein, dass man seinen Müll vom Berggipfel auch wieder zurück nachhause nimmt und dort entsorgt. Doch diese Tugend scheint auszusterben. Offenbar geht es heute nur noch mit Androhung von Bußgeldern, die eigentlich nicht teuer genug sein können.

Herzliche Grüße, Ihr

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