Liebe Leserin, lieber Leser,

endlich wird wieder einmal im Schilderwald aufgeräumt — oder muss man Schildawald schreiben? Das große Ziel des Bundesverkehrsministeriums ist es, das Dickicht der vielen Straßenschilder zu lichten und dadurch für mehr Akzeptanz und Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen.

So entfallen seit 1. April sechs Verkehrszeichen, unter anderem das StVO-Zeichen 150, das im Warndreieck ein gartenzaunähnliches Gebilde zeigt, um auf einen beschrankten Bahnübergang hinzuweisen. Dieses Schild hatte ja schon so manches Kind als Spielplatzeinzäunung missdeutet. Es wird ersetzt durch das Schild 151, das eine moderne, heranbrausende Oberleitungs-Eisenbahn zeigt. Das Zeichen aus meiner Kindheit, wenn ich mit meinem Fahrrad an einer Bahnquerung wartete, war ja noch die Dampflok gewesen. Dieses alte Zeichen darf aber schon seit 2009 nicht mehr behördlich angeordnet werden, ist aber noch bis 2019 gültig. Ebenso entfällt der weiße Pfeil (Einbahnstraße, 353) und die weiße Zahl (Richtgeschwindigkeit, 380) auf blauem Quadrat sowie das Zeichen 388 „Seitenstreifen für mehrspurige Kraftfahrzeuge nicht befahrbar“. Bereits aufgestellte Schilder dieser Art bleiben bis Ende Oktober 2022 rechtens. Alles sehr löblich.

Doch nun das Schildahafte: Gleichzeitig mit den sechs entfallenden Zeichen kommen sechs neue hinzu. Wer kann das verstehen? Dazu zählt eine Parkraumbewirtschaftungszone sowie das Ende einer Umleitungs- oder einer Empfehlungsstrecke (alle drei entbehrlich), aber auch eine für Radfahrer und Fußgänger durchlässige Sackgasse wird neu kreiert (sinnvoll). Man verfährt weiter nach dem Motto: Viel hilft viel.

Doch nicht nur der Bund tut etwas. Auch die Kommunen werden aktiv. Denn rund ein Drittel aller Verkehrszeichen in einer Stadt sind laut ADAC einfach überflüssig. In meiner Heimatstadt gab es als Vorbild gebendes Beispiel eine Ortsbegehung von Bürgermeister und ADAC, bei der unnötige Verkehrsschilder mit Säcken verhüllt wurden. So wurde auch ein „Halteverbot“ in einer kleinen Sackgasse abgedeckt; denn es gelte sowieso, weil abgestellte Autos die Mindestfahrbahnbreite von drei Metern nicht einhalten könnten. Die blauen Plastiksäcke sehen nun zwar im Straßenbild etwas komisch aus, zeigen aber auf, was alles zur Informationsflut beitrug. Weniger ist also mehr.

Ich finde, dies ist eine sinnvolle Aktion. So tun wir etwas gegen die Reizüberflutung und für die Beachtung von wichtigen Verkehrsschildern. Hoffentlich ist das ein Anlass, auch die anderen Verkehrsregeln wieder besser einzuhalten.

Herzlichst, Ihr

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