Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon eine Krux mit unseren Daten im digitalen Zeitalter. Zum einen wollen wir ganz genau wissen, wer unsere persönlichen Daten wann, wo und wie verwendet. Zum anderen gehen wir mit ihnen sehr freizügig um, wenn es um Preisausschreiben, Payback oder Facebook geht.

Für einen strengeren Datenschutz werden einerseits Petitionen in den Bundestag eingereicht und Bürgerinitiativen gegründet. Die Deutschen wollen den gläsernen Menschen ja eigentlich nicht, der in seinem täglichen Verhalten per Tracking ganz transparent und oft nur aufs Kaufverhalten reduziert wird. Doch ein Riesengeschäft erblüht. Es ist ja auch ganz nett, per Smartphone angezeigt zu bekommen, wo im Umkreis die nächste Pizzeria liegt und wo man sein Elektroauto laden kann, wenn die Batterie leer wird. Aber irgendwie interessiert es uns doch nicht so ganz, was im Hintergrund mit den Daten wirklich passiert.

Andererseits scheint es ein Bedürfnis des modernen Menschen zu sein, persönliche, ja intime Daten großzügig an die Öffentlichkeit zu geben. So lief kürzlich im Radio eine Sendung, wo die Hörer mitteilen konnten, wie und wo sie ihr Kind außerhalb des Krankenhauses auf die Welt gebracht haben — und es riefen tatsächlich einige Hörerinnen an. Noch vor ein paar Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Da hieß es noch: Eine Geburt ist eine ganz persönliche und tiefgehende Erfahrung, die privat ist und keinen außerhalb der Familie etwas angeht.

Was hat das nun mit dem Auto zu tun? Hier gilt es, abzuwägen zwischen rigoroser Datensperre und leichtsinniger Freizügigkeit. Mit der fortschreitenden „Connectivity“ zwischen mobilen Geräten und der Fahrzeugelektronik müssen sich auch OEMs und Zulieferer neue Gedanken machen, wie sicher ihre Steuergeräte vor Hackern oder auch interessierten Werbefirmen sind. Wie gestalten sie Datenschutzrichtlinien zusammen mit dem Kunden?

Geschäftsmodelle gibt es schon. Aber wird der OEM zum Daten-Broker? Ist er für die Sicherheit verantwortlich, oder ist es der Provider oder die IT-Firma? Während die Notruffunktion des Systems E-Call zweifelsfrei Sinn macht und in der EU jährlich 2500 Menschenleben retten kann, sollte dagegen dessen Mehrwertdienste-Funktion nur frei wählbar und datengeschützt aktiviert werden können.

Die Datenflut ist nicht mehr aufzuhalten, zumal wenn Funktionen nützlich sind; man denke nur an die Lenkung von Verkehrsströmen an Staus vorbei. Dass der Datenmissbrauch hingegen schon in der Realität angekommen ist, zeigt auch das Thema Tachomanipulation, siehe auch unsere Impulse-Kolumne auf Seite 249.

Herzlichst, Ihr

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