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Wem Professor Dr. h. c. Helmut List (70) irgendwo auf der Welt begegnet, der erlebt ihn voller Tatendrang, konzentriert auf seinen Gesprächspartner und spühend voll neuer Ideen. Sein Weitblick beeindruckt, seine Spannkraft hinterlässt beim Betrachter ein Staunen. Allein die Frage bleibt, welche Einflüsse diese Persönlichkeit geprägt haben müssen.

BILD ® Christian Jungwirth

„NAHE BEIM KUNDEN SEIN“

Wer den 70-jährigen Helmut List nach dem Erfolgsrezept seines auf rund 5000 Mitarbeiter angewachsenen Engineering- Unternehmens mit Sitz in der Landeshauptstadt der Steiermark fragt, bekommt keine einfache Antwort. Umso leichter fällt es ihm festzustellen, dass der Mensch mit seiner Aufgabe wächst. Das erklärt wohl, wie er organisches Wachstum mit technischem Fortschritt verbindet. In Graz geboren und zur Schule gegangen, absolvierte Helmut List in seiner Heimatstadt ein Maschinenbaustudium an der weit über Österreich hinaus bekannten Technischen Universität Graz. Sein Vater, Professor Hans List (1896 – 1996), hatte dort im Jahr 1951 als privates Unternehmen eine „Anstalt für Verbrennungskraftmaschinen Prof. Dr. Hans List“ (die heutige AVL List GmbH) gegründet, um mit Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen für die Industrie seine Erfahrungen aus Lehre und Wissenschaft umzusetzen. Die ständige Herausforderung durch neue Problemstellungen scheint für Helmut List Triebfeder zu sein, den physikalischen Grenzen immer näher zu kommen. Dabei kommt ihm sein Naturell entgegen, zunächst auf den Kunden zu hören. Partnerschaftliche Zusammen arbeit heißt für ihn aktuell, vor allem „nahe beim Kunden zu sein“ — mit der Konsequenz einer umfassenden Internationalisierungsstrategie. So ist die AVL heute ein global aufgestelltes Unternehmen der Ingenieurdienstleistung für die Automobilindustrie.

„SCHLÜSSEL: AMBITIONIERTE ZIELE“

Der Weg vom Motorenentwickler zum Dienstleister für den gesamten Antriebsstrang ist für Helmut List in den letzten Jahren selbstverständlich geworden, weil für ihn nur die gesamtsystemische Betrachtung ein Optimum ermöglicht. So sieht er die Elektrifizierung als große Chance zur Senkung von Emissionen und Kraftstoffverbrauch. Das erklärt seine Investitionen in den Kauf von Firmen, die auf diesem Gebiet schon Erfahrungen sammeln konnten. Die Feststellung, „dass der Hybridantrieb eine große Bedeutung bekommen wird“, geht ihm leicht über die Lippen. Dennoch sieht er den Verbrennungsmotor erst auf dem halben Weg und forciert daher seine Weiterentwicklung. Und in der Kombination mit der Elektrifizierung entstehen für ihn ganz neue Freiheitsgrade in der Gestaltung.

„WIE HILFT KUNST DER TECHNIK?“

Kathryn: Die Frau an seiner Seite. So ließe sich denn seine Bewunderung für die Verbindung zwischen Technik und Kunst vordergründig beschreiben. Die immer wieder gezeigten künstlerischen Versuche jedenfalls, Inhalte der Technik in einen Transformationsprozess mit völlig anderen Ausdrucksformen zu überführen, bleiben unvergesslich und können als Inspiration auf höchstem Niveau verstanden werden.