Liebe Leserin, lieber Leser,

das neue Heftjahr beginnt, wie das vergangene endete: mit großen Unsicherheiten. Es gibt weiterhin keinen Fahrplan und keine Leitplanken für die Einführung von synthetischen Kraftstoffen im straßengebundenen Verkehr. Klar ist zumindest, dass Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung grünen Wasserstoffs zukünftig als klimaneutral gewertet werden sollen. Bei anderen synthetischen und biologischen Energieträgern fehlen entsprechende Regelungen. All das hängt mit den Diskussionen rund um die Euro-7-Abgasnorm zusammen. In der EU ist man uneins, einige Mitgliedsländer stellen sich gegen die Einführung, die Maximalziele sind ohnehin bereits abgeschwächt. Selbst diese Ziele scheinen nun weiter aufgeweicht zu werden, bis hin zur Forderung, lediglich die aktuellen Euro-6e- Normen um ein paar wenige Faktoren und Vorgaben zu erweitern.

Wie groß die Auswirkungen dieser Entscheidung sein werden, lässt sich ebensowenig abschätzen wie die letztendliche Umsetzung. Klar ist hingegen: Kommt Euro 7 nicht, oder nur sehr abgeschwächt, verpassen wir die Chance, den Verbrennungsmotor zukunftsfähig zu machen. Schließlich sind - eine strenge Umsetzung vorausgesetzt - Schadstoffemissionen und die Diskussion darüber dann vom Tisch. Was noch bleibt ist CO2, für dessen Senkung es ebenfalls Lösungsansätze gibt. Die nächste Diskussion wird dann um Lebenszyklusemissionen geführt, und diese bringt uns endlich wieder auf den Weg der Versachlichung, vielleicht sogar wieder hin zur Technologieoffenheit.

Ohne eine scharfe Norm aus Europa werden auch alle anderen nicht verschärft, die sich bisher an den hiesigen Abgasvorschriften orientieren, etwa die Norm China 7 und die indische Bharat Stage VII. Was für den OEM toll ist, kann den Zulieferern massiv schaden, haben sie doch bereits die Vorarbeit geleistet, um auch für die schärfsten Regelungen gewappnet zu sein. Millionenbeträge für die Vorentwicklung wären dann abzuschreiben, und Gewinne mit Abgastechnologien wären praktisch ausgeschlossen. Viele Investoren stammen zudem aus Asien und haben bewusst in europäische Firmen investiert, um technologisch ganz vorne mit dabei zu sein. Deren weitere Zuwendungen sind dann fraglich, aber Unsicherheit ist ja derzeit eine Konstante.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre dieser Ausgabe der MTZ.

figure 1

Marc Ziegler

Stellvertretender Chefredakteur