Liebe Leserin, lieber Leser,

kaum senkte Tesla die Preise für die Modelle 3 und Y, wurde verkündet, dass ein Preiskrieg ausgerufen sei und Elektroautos ab sofort billiger werden würden. Tatsächlich zog Ford nach und senkte seinerseits die Preise für den Mustang Mach E. Auch Mercedes-Benz hatte die Preise für die Luxusmodelle EQS und EQE zumindest in China nach unten korrigiert. VW-Chef Blume hingegen sieht keinen Handlungsbedarf in Bezug auf die eigene Preispolitik, und Porsche erhöht die Listenpreise für die eigenen elektrischen Modelle zum zweiten Quartal 2023 - nicht als Reaktion auf den Vorstoß der Amerikaner, sondern mit Verweis auf die normale Preisentwicklung.

Tatsächlich liefen die staatlichen Fördermaßnahmen im Januar 2023 in China, dem mit Abstand wichtigsten Markt für elektrische Fahrzeuge, aus. Vorher verbuchte Tesla mit rund 100.000 verkauften Einheiten im Monat Rekordabsatzzahlen, sieht sich aber zugleich einer massiven Konkurrenz durch einheimische Produkte ausgesetzt, allen voran von BYD. Der Preisnachlass gleicht also bestenfalls den Wegfall der Förderung aus und soll das Verkaufsniveau auf dem Markt erhalten. Echte marktwirtschaftliche Überlegungen? Fehlanzeige.

Auch hierzulande sinkt die Förderung, Hersteller müssten also die Kostenstrukturen entsprechend anpassen, um die ohnehin schleppenden Verkäufe zu stabilisieren. Denn eines ist klar: BEVs sind bei Weitem zu teuer, um eine wirkliche Alternative zu vorhandenen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren darzustellen. Zumeist werden sie nämlich statt als Ersatz für ein vorhandenes Auto eher als Zweit- oder Drittfahrzeug angeschafft - für das ökologische Gewissen auf der Kurzstrecke und ohne tatsächlichen positiven Beitrag zum Umweltschutz.

Ein ernst zu nehmender Preiskampf bei batterieelektrischen Fahrzeugen wäre also durchaus im Sinne einer Verkehrswende hin zum elektrischen Antrieb. Das nun eher kurz auflodernde Strohfeuer wird jedenfalls keinen nachhaltigen Effekt haben. Vor allem, weil die nun vergünstigten Fahrzeuge für den Durchschnittsverdiener ohnehin unerreichbar teuer waren und es auch bleiben.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser MTZ.

figure 1

Marc Ziegler

Stellvertretender Chefredakteur