Liebe Leserin, lieber Leser,

es bewegt sich etwas. In alle Richtungen, gut wie schlecht, wenn man das überhaupt behaupten darf. Ein schwedischer OEM, einst Vorreiter beim Ausstieg aus neuentwickelten Verbrennungsmotoren präsentiert seine Neuentwicklung: einen Miller-Motor für die Anwendung in Mildhybriden. Das ist eine klare Positionierung, finde ich, und eine sehr erfreuliche. Die Regierung von Großbritannien möchte hingegen die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bereits ab 2030 verbieten, und damit schon fünf Jahre früher als bisher geplant. Das ist besonders deshalb bemerkenswert kurzsichtig, weil bisher keine indigen britische Marke über eine relevante Anzahl elektrifizierter Fahrzeuge verfügt, von BEVs ganz zu schweigen. Natürlich wird aber auch direkt eingeschränkt: Das Verkaufsverbot gilt nur für Fahrzeuge, die ausschließlich verbrennungsmotorisch angetrieben werden. Hybride sind bis 2035 statthaft.

Derweil bekennen sich die Großmotorenhersteller zu ihrer Verantwortung. Auf der MTZ-Fachkonferenz Großmotoren wurden Entwicklungen und Forschungsprojekte vorgestellt, mit denen die bisher so gescholtene Schifffahrtsindustrie umweltfreundlicher werden soll. Verschiedene Ansätze, wie alternative, zum Großteil synthetische Kraftstoffe und Blends eingesetzt werden können, um den Ausstoß von Schadstoffen und Treibhausgasen der bestehenden Flotte zu minimieren, wurden heiß diskutiert. Wasserstoff und verflüssigte Gase, allen voran LNG, werden für neue Anwendungen geprüft, trotz der aufwendigen kryogenen Tanks und Zuleitungen, die nötig sind, um die extrem kalten Kraftstoffe zu lagern.

Dass ein Umdenken in der Mobilität notwendig ist, liegt auf der Hand, und auch, dass es ohne Elektrifizierung nicht funktionieren wird. Wie radikal man an das Thema herangehen muss, ist jedem selbst überlassen. Der deutsche Weg ist ebenfalls vorgezeichnet, und es ist, wie könnte es anders sein, ein hochtechnologischer. So wird das chinesische Unternehmen SVolt eine Produktion für Fahrzeugbatterien im Saarland aufbauen. Der Standort scheint gut gewählt, schließlich ist die Zuliefer- und Automobilindustrie noch vor der Stahlindustrie der größte Arbeitgeber in der Region. Abnehmer für die Energiespeicher sind also direkt vor Ort angesiedelt. Auch technologisch ist die Neugründung ein Schritt in die richtige Richtung, denn die produzierten Energiespeicher benötigen kein Kobalt.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre dieser Ausgabe der MTZ.

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Marc Ziegler

Stellvertretender Chefredakteur