Zeitmaschinen

Liebe Leserin, lieber Leser,

persönliche Interessen und Hobbys sind so verschieden wie wir Menschen selbst. Das gilt sicher auch für all diejenigen, die in der Fahrzeugbranche beschäftigt sind. Aber dennoch fällt mir gerade in diesem Kreis eine sehr häufige gemeinsame Leidenschaft immer wieder auf, wie zuletzt auf der Sitzung des MTZ-Beirats. Zunächst war es nur ein Zwiegespräch meiner Tischnachbarn, dann klinkten sich immer mehr Teilnehmer ein: Es ging um Oldtimer. Ob selbst stolzer Besitzer oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Alte Fahrzeuge faszinieren über Generationen und Altersgruppen hinweg. Aber warum bloß widmet man sich so gern einer alten Sache, wenn die Zwischenzeit doch so viele Fortschritte gebracht hat, sich Fahrzeuge ständig weiterentwickelt haben? Ein Grund mag sein, dass sich in der Jugend nicht finanzierbare Träume heutzutage womöglich erfüllen ließen. Das allein würde aber noch nicht erklären, sich für Autos, Traktoren, Motorräder oder auch Schiffe zu interessieren, die oftmals älter sind als man selbst.

Wenn ich darüber nachdenke, was meine Begeisterung für Oldtimer ausmacht, fallen mir spontan einige Gründe dafür ein. Ein Oldtimer ist in aller Regel kein Alltagsgefährt, kein einfacher Gebrauchsgegenstand mehr. Mit viel Liebe zum Detail sind alte Karosserien, Motoren und Innenräume häufig sehr aufwendig restauriert worden, werden dementsprechend gepflegt. Das Ergebnis sieht aus „wie neu“, obwohl es doch alt ist. Das ermöglicht in gewisser Weise Zeitreisen, die uns sonst verwehrt bleiben. Wer einen Oldtimer fährt, spürt und erlebt hautnah, wie sich Automobilität vor zig Jahren anfühlte. Aber auch zu sehen, welche technischen Detaillösungen bereits damals ohne die Hilfe von CAD und Co. geschaffen wurden, ist immer wieder toll. Und mitunter auch lehrreich. Denn so manche alte Idee — mithilfe moderner Entwicklungs- und Fertigungstechnologie umgesetzt — ist heute wieder brandaktuell. Man denke nur an die Benzin-Direkteinspritzung oder alternative Brennverfahren nach Atkinson oder Miller.

Herzliche Grüße und alles Gute,

Ihr