Liebe Leserin, lieber Leser,

gerade komme ich mit frischen Eindrücken von der Tagung „Reibungsminimierung im Antriebsstrang“ zurück, die unser Tagungszweig ATZlive in Esslingen veranstaltet hat. Auf den Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen — in der nächsten MTZ wird ein ausführlicher Tagungsbericht erscheinen —, sondern vielmehr ein Stimmungsbild der Veranstaltung geben. Erfreulicherweise hat sich dort eine Community zusammengefunden, die ein extrem großes Interesse am Informations- und Gedankenaustausch hat. Dies zeigte sich sowohl bei den Vorträgen als auch in den Gesprächen der Teilnehmer untereinander während der Pausen. Sicherlich förderlich für diesen Austausch war das buntgemischte Teilnehmerfeld, von Vertretern der Schmierstoffindustrie über Beschichtungs- und Honexperten bis zu Bauteil- und Motorentwicklern. Die Aufgabe aller Fraktionen, Maßnahmen zur Reibungsreduzierung zu entickeln und umzusetzen, schweißt offenbar so zusammen, dass einige Teilnehmer schon vor Ort erste neue Ideen für gemeinsame Projekte diskutierten. Da verwundert es nicht, dass unisono eine interdisziplinäre Entwicklung und eine frühzeitige Einbindung aller Bereiche in den Motorentwicklungsprozess gewünscht wurden.

Nun sieht die Realität bekanntermaßen oftmals anders aus, wenn es um die Beziehung zwischen Kunden und Lieferanten geht. Von gemeinsamen Interessen und einer partnerschaftlichen Beziehung ist da häufig weniger zu spüren als vom schieren Kostendruck. Natürlich ist es eventuell sogar berechtigt, Preissenkungen bei Zulieferern durchzusetzen. Wenn dieselben Zulieferer dadurch allerdings an Innovationskraft einbüßen und nicht mehr mit Entwicklungen in Vorleistung gehen können, die später zum Erfüllen der eigenen CO2-Ziele dringend erforderlich wären, geht der Schuss für den Kunden sprichwörtlich nach hinten los. Ich denke, dass die Herausforderungen der Zukunft nur durch gemeinsame Anstrengungen und partnerschaftliche Zusammenarbeit geleistet werden können. Gerade der Bereich der Reibungsreduktion zeigt, dass jede Fraktion einzelne Bausteine liefert, die erst zusammengenommen und systemisch betrachtet das erhoffte CO2-Einsparpotenzial erbringen. Ich plädiere daher für ein „Leben und leben lassen“. Ich bin mir sicher, auf diesem Wege können wir noch viel erreichen.

Herzlichst, Ihr

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