Zusammenfassung
Hintergrund
Der vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) 2008 herausgegebene Expertenstandard zielt darauf ab, bei kranken und pflegeabhängigen Menschen eine bedürfnisorientierte und bedarfsgerechte orale Ernährung zu gewährleisten. Da in stationären Einrichtungen viele Bewohner eine Ernährungsproblematik aufweisen, ist die Umsetzung des Expertenstandards von hoher Relevanz.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Studie wurde die Umsetzung der „Standardebene 1“ – Pflegediagnostik und Pflegeanamnese des Expertenstandards untersucht, um daraus entsprechende Maßnahmen zur Optimierung der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität im Ernährungsmanagement der untersuchten Einrichtung ableiten zu können.
Methode
In einer Einrichtung der stationären Altenpflege wurden 2011 anamnestische und weitere ernährungsrelevante Daten von Bewohnern analysiert sowie eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt.
Ergebnisse
Die Ernährungsgewohnheiten der deutschen Bevölkerung setzten sich im Alter weitgehend fort. Dabei unterschied sich die Ernährungssituation pflegebedürftiger älterer Menschen in stationären Einrichtungen erheblich zu deren Ungunsten von der selbstständig lebender Senioren in Privathaushalten bzw. von den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Selbsteinschätzungen der Mitarbeiter bezüglich Kompetenz und Fortbildungsbedarf zum Thema „Ernährung“ bestätigten in ihrer Ambivalenz die Ergebnisse weiterer Studien.
Schlussfolgerungen
Neben einer in Teilen erfolgreichen Umsetzung der „Standardebene 1“ des Expertenstandards belegen die Studienergebnisse Handlungsbedarf bei der Versorgung der Bewohner mit Nährstoffen und bei der Fortbildung der Mitarbeiter.
Abstract
Background
The expert standards published in 2008 by the German Network for Quality Development in Nursing (DNQP), are designed to provide sick and nursing care-dependent people with appropriate needs-oriented oral nutrition. The implementation of the expert standards has a high relevance due to the fact that many residents in residential care exhibit problems relating to nutrition.
Aims
In the present study the implementation of “standard level 1” of nursing diagnostics and nursing anamnesis of the expert standards was examined in order to derive appropriate measures to optimize structure, process and outcome quality in nutritional management.
Method
Anamnestic and further nutrition-relevant data from residents in a residential nursing home in 2011 were analyzed and a staff survey was carried out.
Results
The nutritional habits of the German population are continued in old age. Thereby, the nutritional situation of care-dependent, older people in residential facilities differed significantly, to their disadvantage compared with seniors living independently in private households with respect to the recommendations of the German Society for Nutrition (DGE). The self-assessments of staff in relation to the need for skills and further training on the topic of nutrition were ambivalent and confirmed the results of other studies.
Conclusion
In addition to a partly successful implementation of “standard level 1” of the expert standards, the results show the need for action with respect to the provision of nutrients for residents and for further training of staff.
Literatur
Bally K, Itin P. Vom Nutzen und Nachteil des Sonnenlichts für die Haut. Workshop an der 8. Fortbildungstagung des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM) vom 1.072. Primary Care. 2006;6(48):916–7.
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Max Rubner-Institut. Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Hrsg.): Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 2. Die bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und Erwachsenen. 2008. http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen: 25. Aug. 2013.
D-A-CH. (Deutsche Gesellschaft für Ernährung [DGE], Herausgeber. Österreichische Gesellschaft für Ernährung [ÖGE] [Hrsg.], Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung [SGE] [Hrsg.]. Schweizerische Vereinigung für Ernährung [SVE] [Hrsg.]): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 1. Aufl., 1. korr. Nachdr. Frankfurt a. M., Umschau Braus GmbH; 2000.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungsbericht 2000 der DGE. Kap 4–10. 2001. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=272. Zugegriffen: 12. Sept. 2013.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). DGE-PC professional. 2004. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=429. Zugegriffen: 23. Nov. 2012.
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Herausgeber. Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der Ernährung in der Pflege. Osnabrück, DNQP; 2010.
Fleischer N. Untersuchung des Ernährungsmanagements vor und während der Implementierung des nationalen Expertenstandards „Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege“ in einer stationären Altenpflegeeinrichtung. Diplomarbeit. Hamburg; Hamburger Fern- Hochschule; 2010.
Heseker H, Stehle P, et al. Ernährung älterer Menschen in stationären Einrichtungen (ErnSTES-Studie). In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Herausgeber). Ernährungsbericht. Bonn; Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.; 2008.
Joshipura K, Hu FB, Manson JA, et al. The effect of fruit and vegetable intake on risk for coronary heart disease. Ann Intern Med. 2001;134(12):1106–14.
Kuratorium Deutsche Altershilfe. Wilhelmine-Lübke-Stiftung e. V. (KDA), Konkret Consult Ruhr GmbH. Abschlussbericht zum Modellprojekt „Benchmarking in der Pflege zum Thema Ernährung und Flüssigkeitsversorgung“. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. 2005–2006. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/redaktion/pdf_publikationen/forschungsberichte/Benchmarking-Pflege.pdf. Zugegriffen: 22. Feb. 2012.
Maurizio A. Histoire de l’alimentation végétale: depuis la préhistoire jusqu’a nos jours. Paris: Payot; 1932. S. 585.
Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. (MDS), Herausgeber. 2. Bericht des MDS nach § 118 Abs. 4 SGB XI. Qualität in der ambulanten und stationären Pflege. 2003. http://www.mds-ev.de/media/pdf/Zweiter_Bericht_des_MDS.pdf. Zugegriffen: 18. Juni. 2013.
Müller-Esterl W. Biochemie. Eine Einführung für Mediziner und Naturwissenschaftler. korr. Nachdr. 2009 d. 1. Aufl. 2004 Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag; 2009. S. 125–6.
Sorkin JD, Muller DC, Andres R. Longitudinal change in height of men and women: implications for interpretation of the body mass index: the Baltimore longitudinal study of aging. Am J Epidemiol. 1999;150(9): 969–77
Volkert D. Ernährung im Alter. Wiesbaden: Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; 1997.
Weber V. Nährstoffe. In: Menebröcker C, (Herausgeber). Ernährung in der Altenpflege. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag; 2008.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
I. Adner gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
SämtlicheErhebungen im Zusammenhang mit der Erstellung der Diplomarbeit (DA) des Autors zum Thema „Evaluation der Umsetzung des ,Expertenstandards Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege‘ in einer stationären Pflegeeinrichtung“ und damit auch zum nachfolgenden zu veröffentlichenden ersten Teils der DA wurden durch den Datenschutzbeauftragten des Unternehmens begleitet. Die Endfassung der DA und die nachfolgende Veröffentlichung wurden der Leiterin der untersuchten Einrichtung zur Einsichtnahme vorgelegt. Die Studie am Menschen ist gemäß den in der Deklaration von Helsinki (1964) festgelegten Richtlinien durchgeführt worden. Die an der Studie beteiligten Personen willigten vorher schriftlich in die Erhebung ein. Von den erhobenen Daten kann nicht auf die Identität der beteiligten Personen geschlossen werden.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Adner, I. Umsetzung der „Standardebene 1“ Pflegediagnostik und Pflegeanamnese des Expertenstandards „Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege“ in einer stationären Pflegeeinrichtung. HBScience 6, 57–62 (2015). https://doi.org/10.1007/s16024-015-0238-3
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s16024-015-0238-3