Viele Menschen mit Schizophrenie setzen im Verlauf ihrer Behandlung die medikamentöse Therapie ab. Damit riskieren sie Rückfälle, längere psychotische Episoden und langfristig eine schlechtere Prognose. Depot-Antipsychotika können dem entgegenwirken: Durch ihre nachhaltige Wirkung können sie die Adhärenz der Patientinnen und Patienten verbessern [Kishimoto T et al. Lancet Psychiatry. 2021;8(5):387-404].

Der Prozentsatz der an Schizophrenie Erkrankten, die ihre medikamentöse Therapie abbrechen oder das ihnen verordnete Antipsychotikum nur unregelmäßig einnehmen, ist hoch [Cahaya N et al. Patient Prefer Adherence. 2022;16:2431-49]. Im ersten Fall wird von einer Non-Adhärenz, im zweiten von einer partiellen Non-Adhärenz gesprochen. Beide führen zu einem höherem Rückfallrisiko [García S et al. J Clin Psychopharmacol. 2016;36(4):355-71]. So erklärte Prof. Dr. Martin Lambert, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf: „Bei mangelhafter bis fehlender Einnahme sinkt die Wirkstoffkonzentration im Plasma und der antipsychotische Effekt lässt nach. Die Folge sind vermehrte psychotische Episoden.“ Diese führen wiederum zu geringeren Remissionsraten und längerer Episodendauer [Wiersma D et al. Schizophr Bull. 1998;24(1):75-85]. Die besten Chancen für eine vollständige Remission haben nach dem Experten diejenigen, die dauerhaft ein adäquat dosiertes antipsychotisches Mittel einnehmen.

Der häufigste Grund, weshalb Menschen mit Schizophrenie ihre medikamentöse Therapie absetzen, ist mangelnde Krankheitseinsicht [Velligan DI et al. Patient Prefer Adherence. 2017;11:449-68]. Zwar habe die individuelle Einstellung zu den Medikamenten - geprägt durch persönliche Erfahrungen von Wirksamkeit und Nebenwirkungen - Einfluss auf die Adhärenz, „die Krankheitseinsicht steht aber ganz oben“, sagte PD Dr. Maximilian Huhn, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialstiftung Bamberg. Er empfiehlt, viel Zeit in die Psychoedukation zu investieren: „Jede Minute zählt.“

Huhn befürwortet den frühzeitigen Einsatz von Depot-Antipsychotika, die per Injektion alle zwei bis vier Wochen verabreicht werden. Gegenüber oralen Substanzen zeigen Patientinnen und Patienten mit antipsychotischer Depottherapie signifikant niedrigere Rückfall- und Hospitalisierungsraten sowie eine höhere Adhärenz [Kishimoto T et al. Lancet Psychiatry. 2021;8(5):387-404].

Besonders schnell wirke Risperidon ISM® (Okedi®), sagte Huhn. Eine placebokontrollierte Studie belegt signifikant niedrigere Gesamtscores der Positive-and-negative-Syndrome-Scale (PANSS) im Vergleich zu Placebo nach acht beziehungsweise 15 Tagen für Risperidon ISM® 100 mg oder 75 mg [Correll CU et al. NPJ Schizophr. 2020;6(1):37]. So erreicht die Substanz innerhalb von zwölf Stunden die Plasmakonzentration der oralen Version und nach vier Wochen den steady state [Haddad PM et al. Expert Opin Pharmacother. 2023;24(4):473-93]. „Damit kann Risperidon ISM® in der Akutsituation eingesetzt werden“, meinte Huhn. Eine überbrückende Therapie mit oralem Risperidon sei aufgrund der raschen Anflutung im Gegensatz zu anderen Depottherapeutika nicht notwendig. Ein weiterer praktischer Vorteil ist für Huhn die Zeitersparnis im klinischen Alltag: „Bei oralen Therapien kommt es zwischen Betroffenen und Pflegekräften häufiger zu längeren Diskussionen, ob die Medikation wirklich notwendig sei. Bei einem Depot-Präparat entfallen diese.“

Symposium „Akutbehandlung als zentrale Weichenstellung für eine erfolgreiche Langzeittherapie der Schizophrenie“, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2023, 1.12.2023, Berlin; Veranstalter: Rovi