Schlafmangel erhöht das Infarktrisiko und fördert die Insulinresistenz. Häufig ist Schlafmangel mit Angststörungen verbunden. Hier setzen Arzneimittel mit Lavendelöl an.

Die Folgen von schlechtem Schlaf und von Schlafmangel werden häufig unterschätzt. Dabei sei Schlafmangel im Straßenverkehr so gefährlich wie 1,0 Promille Blutalkohol, sagte Dr. Gerald Müller. Müdigkeit sei für 25 % der Verkehrsfälle bei privaten Autofahrten ursächlich, bei Berufskraftfahrern betrage die Quote 16 %, so der Allgemeinmediziner vom Klinikum Stephansplatz Hamburg.

In Industrienationen litten 10 % der Erwachsenen unter Insomnien. Das habe vielfältige Folgen: Menschen mit Einschlafstörungen hätten ein 45 % höheres Herzinfarktrisiko, bei Durchschlafstörungen sei es um 30 % erhöht. "Schlafmangel erhöht die Insulinresistenz", so der Allgemeinmediziner. Und eine Schlafdauer unter fünf Stunden erhöhe das Diabetesrisiko um rund 50 %. Zudem steigerten Schlafstörungen das Ausmaß an pathologischen Veränderungen im Gehirn, die mit einer Alzheimer-Demenz einhergehen. "Und auch die Immunantwort auf Impfungen ist vermindert", sagte Müller bei einer Online-Veranstaltung des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe. Gute Gründe also, bei Schlafstörungen frühzeitig und gut verträglich zu therapieren.

Die meisten Arzneimittel, die bei Schlafstörungen eingesetzt würden, haben auch etwas mit Angstlösung zu tun, erinnerte Prof. Dr. Michael Berner. Das gelte auch für Phytotherapeutika wie das Lavendelöl. Dessen Wirkmechanismus sei ähnlich dem des Pregabalin und ermögliche eine bessere Kontrolle über die Angstreaktionen, sagte der Psychiater vom Städtischen Klinikum Karlsruhe. So sei das Lavendelöl-Präparat Lasea® in der angstlösenden Wirkung , gemessen auf der Hamilton-Angstskala, ähnlich wirksam wie Paroxetin [Int J Neuropsychopharmacol 2014;17(6):859-69]. Das Phytopharmakon wirke dabei nicht sofort, "es braucht etwa zwei Wochen", erklärte Berner.

Das Arzneimittel sei nachgewiesen wirksam bei Schlafstörungen infolge einer subsyndromalen Angststörung. In fünf Studien sei dessen positive Wirkung auf den Schlaf belegt. Dabei sei die Schlafverbesserung zu 98,4 % durch die Wirkung auf die Angstsymptome zurückzuführen und nur zu 1,6 % auf eine direkte Wirkung, so Berner zu aktuellen Studiendaten [J Psychiatric Res 2019;115:69-74]. Darüber hinaus beeinflusse das Lavendelöl-Präparat die Fahrtüchtigkeit nicht und es zeige keine Wechselwirkungen über das Cytochrom.P450-System.

Pressekonferenz "Schlechter Schlaf ist keine Bagatelle", 23.6.2020, online; Veranstalter: Dr. Willmar Schwabe