Die vorliegende Studie ist die bisher größte Zwillingsstudie zum FASD und die einzige, die nach dem aktuellen Standard der Erwachsenendiagnostik erfolgt ist. Sie leistet damit einen essenziellen Beitrag zum Verständnis der Erkrankung. Die einzige anderere Zwillingsstudie zu FASD [Streissguth AP et al. Am J Med Genet 1993;47:857-61] stammte aus der Zeit vor der Etablierung des „4 Digit Diagnostic Code“ und beschrieb die Daten von 16 Zwillingspaaren.
Die maximal hohe Rate der konkordanten Befunde bei eineiigen Zwillingen mit hochgradig abnehmender Konkordanz der Befunde von 100 % auf 22,2 % mit Abnahme der genetischen Übereinstimmung (etwa 100 % bei eineiigen Zwillingen zu etwa 25 % bei Halbgeschwistern) bei weitgehend gleicher Alkoholexposition beweist den Einfluss genetischer Faktoren auf die Ausbildung eines FASD.
Die Kandidatengene für das Ausmaß der Vulnerabilität des Ungeborenen gegenüber Alkohol sind dabei noch nicht vollständig identifiziert und eine Vorhersage, auf welchen Fetus der Alkohol mehr oder weniger toxisch wirkt, ist somit nicht möglich. Entgegen einiger Leitlinien ist damit die Angabe einer „sicheren“ Alkoholmenge in der Schwangerschaft nicht möglich, einzig sicher ist die komplette Alkoholkarenz. Dies wird durch die vorliegende Studie eindrucksvoll gezeigt.