_ Die Negativsymptomatik der Schizophrenie ist schwierig zu behandeln. Doch mittlerweile gelingt es auch im klinischen Alltag, diesen schwer beeinträchtigenden Symptomkomplex zu lindern und das psychosoziale Funktionsniveau zu bessern.

Selbst wenn die Patienten nach einer akuten schizophrenen Episode remittiert sind, bleiben Negativsymptome wie Affektverflachung und Antriebslosigkeit in vielen Fällen weiterhin bestehen und führen zu Einschränkungen im sozialen und beruflichen Alltag. Ein effektiver Ansatz zur Behandlung sowohl der Positiv- als auch der Negativsymptomatik steht seit einem Jahr mit Cariprazin (Reagila®) zur Verfügung. Als Partialagonist/-antagonist an D2- und D3- Dopaminrezeptoren mit einer fast zehnfach höheren Affinität zum D3- als zum D2-Rezeptor unterscheidet sich die Substanz von allen anderen Antipsychotika [Kiss B et al. J Pharmacol Exp Ther 2010;333:328–40]. In klinischen Studien verbesserte Cariprazin zusätzlich zur Positiv- auch die Negativsymptomatik und zeigte eine gute rezidivprophylaktische Wirksamkeit. „Die gute Wirkung auf die Negativsymptomatik ist ein Alleinstellungsmerkmal von Cariprazin“, so PD Dr. Andreas Menke, Leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Würzburg.

In einer 26-wöchigen randomisierten Head-to-Head-Studie bei Patienten mit Schizophrenie und überwiegender Negativsymptomatik führte das D3/D2-partialagonistisch/-antagonistisch wirkende Antipsychotikum zu einer statistisch signifikanten und patientenrelevanten Verbesserung der Negativsymptome (PANSS-Faktorscore für die Negativsymptomatik, PANSS-FSNS) und einer ebenfalls signifikanten Zunahme des persönlichen und sozialen Funktionsniveaus (Personal and Social Performance [PSP]-Score) im Vergleich zu Risperidon [Németh G et al. Lancet 2017;289:1103–13]. Die Bedeutung dieser Ergebnisse spiegelt sich auch in der Bewertung eines therapie-relevanten Zusatznutzens für die Behandlung schizophren erkrankter Patienten mit überwiegender Negativsymptomatik durch den G-BA wider [G-BA-Beschluss vom 4. Oktober 2018. https://www.g-ba.de/beschluesse/3513/].

Die gute Wirkung von Cariprazin auf die Positiv- und Negativsymptomatik bestätige sich auch im klinischen Alltag, berichtete Dr. Karolina Leopold, Oberärztin am Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin. Die Substanz sei breit einsetzbar und induziere keine metabolischen Veränderungen, keine Sedierung und keine Hyperprolaktinämie. Auch das Körpergewicht bleibe weitgehend normal, was sich wiederum positiv auf die Therapieadhärenz auswirke. Die Patienten berichteten von einer insgesamt verbesserten Lebensqualität. Eine Umstellung erfolge mittels Kreuztitration. Sedierende beziehungsweise stärker D2-antagonistische Antipsychotika sollten langsam ausgeschlichen und Cariprazin vorsichtig eintitriert werden.