Über die Pathophysiologie der Migräne gibt es immer noch die alte Debatte, ob sie primär eine vaskuläre Dysfunktion oder eine neuronale Dysfunktion mit sekundären vaskulären Veränderungen darstellt. Neben der familiären hemiplegischen Migräne, für die es einen eindeutigen autosomal-dominanten Erbgang mit identifizierten Mutationen gibt, sind für die „normale“ Migräne bislang 13 unabhängige Loci im Genom identifiziert worden. In dieser Studie wurden nun 59.674 Migränepatienten und 316.078 Kontrollen aus 22 Studien zur genomweiten Linkageanalyse zusammengefasst. Dabei wurden 44 unabhängige SNP (Single Nucleotid Polymorphismen) entdeckt, die signifikant mit dem Risiko für Migräne assoziiert waren. Hierdurch wurden 38 distinkte Genomloci identifiziert, mit 28 Loci, die bislang nicht berichtet worden waren. Außerdem wurde der erste Locus auf Chromosom X identifiziert. In der weiterführenden Analyse der Loci zeigte sich, dass dort vor allem Gene kodiert sind, die in der Gefäßmuskulatur und glatten Muskulatur exprimiert werden.

Kommentar

Diese weltweit größte Studie zur genomweiten Linkageanalyse bei Migräne konnte mehrere neue Loci identifizieren und zeigte auch noch einmal die Assoziation vieler Loci mit Genen, die in Gefäßen exprimiert werden. Zwar sind wir noch lange von einer genetischen Diagnostik der Migräne entfernt, allmählich aber verdichten sich Hinweise auf die genetischen Grundlagen der Migräne, wobei damit immer noch keine einfachen Rückschlüsse auf die Pathophysiologie der Migräne erlaubt sind. Wichtig für die Patienten ist die Botschaft, dass eine eindeutige genetische Prädisposition als Ursache der Migräne immer wahrscheinlicher wird.