Bei der Diagnostik und Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) gibt es neue Trends. Welche Konzepte sich daraus für die Zukunft abzeichnen sowie kritische Fragen und Konsequenzen der Entwicklung für die tägliche Praxis waren Gegenstand des 30. Interdisziplinären Kolloquiums „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ der Falk Foundation e. V. anlässlich des Internistenkongresses in Wiesbaden.

Primär bei Gastroenterolgen

Die Behandlung der CED liegt primär in den Händen der Gastroenterologen, wobei bei Komplikationen oftmals auch ein Chirurg hinzuzuziehen ist. Dies geschieht inzwischen deutlich früher. „Wir setzen zunehmend auf Interdisziplinarität und ziehen die Chirurgen nicht erst hinzu, wenn das Kind schon mit dem Bade ausgeschüttet wurde“, betonte Prof. Dr. Wolfgang Kruis, Köln.

Weniger invasiv bei Diagnostik und Therapie

Dazu trage auch der Fortschritt bei den chirurgischen Eingriffen bei: So könnten heute mehr und mehr Operationen laparoskopisch durchgeführt werden, wobei die minimal invasive Chirurgie in aller Regel mit einer geringeren Belastung für den Patienten verbunden sei.

Auch bei der Diagnostik setzten sich zunehmend wenig belastende Verfahren wie der Darmultraschall durch, berichtete Prof. Dr. Torsten Kucharzik, Lüneburg. Die Darmsonografie verlange keine besondere Vorbereitung und könne parallel zum Arztgespräch stattfinden. Die Befunde könnten den Patienten direkt demonstriert und mit ihnen besprochen werden. Zudem sei im Vergleich mit der Endoskopie der Darmultraschall weniger invasiv, breit verfügbar und könne vom behandelnden Gastroenterologen direkt in der Praxis durchgeführt werden.

Nicht gleich zu Biologika greifen

Neuerungen zu Biologika gebe es auch bei der CED. Es werde laut Prof. Dr. Gerhard Rogler, Zürich, weiter an der Entwicklung neuer Wirkstoffe und parallel an Therapiealgorithmen zum Einsatz verfügbarer, etablierten Biologika bei CED gearbeitet.Allerdings könne es wohl kein einfaches Flowchart geben, das für alle Patienten passend ist. „Es muss stets eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen“, so Rogler. „Individuelle Therapieentscheidungen erfordern aber eine profunde Kenntnis der jeweiligen Vor- und Nachteile der einzelnen Biologika-Therapien“. Zu bedenken sei ferner, dass längst nicht alle CED-Patienten mit Biologika zu behandeln sind: Bei etwa 80% der Morbus-Crohn- und sogar 90% der Colitis-ulcerosa-Patienten liege eine milde bis moderate Krankheitsform vor, die primär mit konventionellen Therapeutika wie etwa Mesalazin (z. B. Salofalk®) zu behandeln ist.