Niere und Leber sind die am häufigsten transplantierten Organe. Basis für die Abstoßungsprophylaxe sind für beide Organe Calcineurin-Inhibitoren (CNI). Der CNI Tacrolimus wird bei 85–90 % der Erhaltungstherapien angewendet und kombiniert mit Mycophenolat, Prednisolon oder mTOR-Inhibitoren. „Die Erhaltungstherapie sollte individuell angepasst werden, unter den Kriterien Wirksamkeit, Sicherheit, aber auch Aspekten der Kardio-, Neuro- und Nephrotoxizität, potenziellen antineoplastischen Eigenschaften der Immunsuppressiva und einer Verbesserung der Lebensqualität für die Patienten“, erläuterte Prof. Dr. Kerstin Herzer, Universitätsklinikum Essen.

Die Erhaltungstherapie mit einer retardierten Galenik von Tacrolimus in MeltDose-Form (Envarsus®) ermögliche es, ohne Einschränkungen in der Wirksamkeit die tägliche Tacrolimus-Menge auf zirka 70 % der in der konventionellen Galenik von Prograf® üblichen Dosierung zu reduzieren, erläuterte Herzer. Der Grund: Die Bioverfügbarkeit ist bei der MeltDose- im Vergleich zur konventionellen Galenik erhöht. Außerdem sind Pharmakokinetik und -dynamik von Tacrolimus verbessert, die Spitzenspiegel der Substanz bei der retardierten MeltDose-Form weniger ausgeprägt, die Talspiegel stabil und Fluktuationen gering. Das Präparat wird nur einmal am Tag eingenommen. „An unserem Zentrum haben wir gute Erfahrung mit Envarsus® gemacht“, so Herzer. In Studien habe sich gezeigt, dass bei Patienten nach Lebertransplantation ein Switch von einer zweimal täglichen Einnahme von Tacrolimus auf die retardierte MeltDose-Galenik einmal pro Tag die Fettstoffwechsel-, Leber- und Nierenfunktionsparameter verbessere, und dass der Wechsel sicher sei [Alloway R et. al. Liver Transplantation 2014;20:564–752]. Dies gelte ebenso für die Behandlung nach Nierentransplantation, berichtete PD Dr. Alexander Weidemann, Köln. Er bezog sich auf die Daten einer prospektiv randomisierten Phase-III-Studie mit einem Switch von 324 Nierenempfängern [Bunnapradist S et al. Am J Transplant 2013;13:760–9]. Aber auch bei einer De-novo-Immunsuppression sei Envarsus® der Behandlung mit Prograf® nicht unterlegen, dies gelte für postmortal und lebend gespendete Nieren gleichermaßen. Zugleich sei langfristig eine Reduktion der Substanzmenge möglich, was CNI-bedingte Toxizitäten vermindern helfe.