Darmtumoren sind eine biologisch heterogene Gruppe. Die molekularen und phänotypischen Charakteristika variieren in Abhängigkeit von der Primärlokalisation des Tumors, erklärte Professor Dirk Arnold, Hamburg. „Die Differenzierung zwischen links- und rechtsseitigen Tumoren ist bei Patienten mit metastasiertem Kolorelktalkarzinom (mCRC) auch klinisch relevant. So haben mCRC-Patienten mit RAS-Wildtyp-Tumor, deren Primarius im rechtsseitigen Kolon lokalisiert ist, eine schlechtere Prognose als Patienten, deren Primärtumor distal der splenischen Flexur gelegen ist“, so der Onkologe [Arnold D et al. Ann Oncol 2017; 28: 1713 – 29].

Primäre Tumorlokalisation entscheidet über Therapiewahl

Retrospektive Subgruppenanalysen verschiedener klinischer Studien konnten für mCRC-Patienten mit RAS-Wildtyp und rechtsseitigem Primarius zeigen, dass diese von einer Primärtherapie mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin®) in Kombination mit einer Chemotherapie profitieren. „Dagegen ist nach derzeitigem Kenntnisstand kein Nutzen eines EGFR(Epidermal Growth Factor Receptor)-Antikörpers gegenüber einer Chemotherapie erkennbar“, berichtete Arnold. Die Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) empfehle daher für Patienten mit rechtsseitigem RAS-Wildtyp-Tumor eine Bevacizumab-haltige Therapie [www.aio-portal.de/tl_files/aio/stellungnahmen/Statement%20der%20AIO_update%20Oktober%202016.pdf].

Daten, die im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2017 vorgestellt wurden, belegen, dass der BRAF-Status bei mCRC-Patienten unabhängig von der Tumorprimärlokalisation ein starker negativer prognostischer Faktor ist [3]. Anders ausgedrückt hängt die primäre Tumorlokalisation als Surrogatparameter für die Prognose sowie für einen numerischen Überlebensvorteil unter Bevacizumab — und damit für die Therapiewahl — nicht von einer BRAF-Mutation ab [Innocenti F et al. J Clin Oncol 2017; 35 (Suppl):#3504].

Therapieoption nach Progress

Wie Arnold ergänzend hinzufügte, scheint die Kombination aus Bevacizumab und einer Chemotherapie bei RAS-Wildtyp-Patienten mit rechtsseitiger Tumorlokalisation nicht zuletzt deshalb vorteilhaft zu sein, weil die Antiangiogenese mit dem VEGF(Vascular Endothelial Growth Factor)-Antikörper auch nach der Progression in der Zweitlinie fortgesetzt werden kann — bei gleichzeitigem Wechsel der Chemotherapie. „Kombinationen mit weiteren Antikörpern können dann ab der dritten Linie eingesetzt werden“, erläuterte Arnold.