Die First-Line-Therapie mit Bevacizumab (Avastin®) und Chemotherapie ist alleiniger Chemotherapie unabhängig von der primären Tumorlokalisation beim metastasierten kolorektalen Karzinom (mCRC) überlegen. Dies bestätigen aktuelle Ergebnisse einer gepoolten Auswertung der Zulassungsstudien AVF2107g und NO16966, die beim Gastrointestinal Cancers Symposium 2018 der American Society of Clinical Oncology (ASCO-GI) in San Francisco vorgestellt wurden. Dies vervollständigt die breite Evidenz zum Einsatz von Bevacizumab in Abhängigkeit der primären Tumorlokalisation.

Die gepoolte Auswertung der AVF2107g- und NO16966-Studie zeigt signifikante Vorteile in Bezug auf das progressionsfreie Überleben (PFS) für die mit Bevacizumab plus Chemotherapie behandelten Patienten gegenüber der alleinigen Chemotherapie. Patienten mit dem Primarius im rechten Kolon profitierten in vergleichbarem Umfang (Hazard Ratio [HR]: 0,75, 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,61–0,93; p = 0,008) wie Patienten mit Primärtumor im linken Teil des Darms (HR: 0,76; 95 %-KI: 0,67–0,86; p < 0,001). Hinsichtlich des OS zeigte die Analyse einen 2,7-monatigen Vorteil zugunsten des Regimes aus Bevacizumab/Chemotherapie gegenüber rein zytostatischer Behandlung. Das mediane OS war sowohl bei rechtsseitigem Primarius (HR: 0,82; 95 %-KI: 0,65–1,03; p = 0,085) als auch bei linksseitigem Primarius größer (HR: 0,85; 95 %-KI: 0,74–0,98; p = 0,028). Insgesamt wurden Daten von 1.590 Patienten ausgewertet (27 % rechtsseitige und 73 % linksseitige Tumoren).

Die aktuellen Daten der retrospektiven explorativen Subgruppenauswertung der randomisierten Phase-III-Studien zeigen, dass die Angiogenesehemmung mit Bevacizumab unabhängig von der Tumorlokalisation gegenüber alleiniger Chemotherapie wirksam ist. Gleichzeitig ist die Lage des Primarius ein wichtiger prognostischer und prädiktiver Faktor für die Antikörperwahl beim mCRC, wie seit dem europäischen Krebskongress (ESMO) 2016 verschiedene retrospektive Studienauswertungen belegen. Im Oktober 2016 wurde ein aktualisiertes Statement der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) publiziert, wonach Patienten mit RAS-WT-Tumoren und linksseitiger Tumorlokalisation (linke Flexur bis Rektum) eine Kombination aus Anti-EGFR-Antikörper und Kombinationschemotherapie erhalten sollten. Bei rechtsseitigem Primärtumor hingegen (Caecum bis zur Milzflexur) wird eine Avastin-haltige Kombinationstherapie empfohlen.