Erkrankungen von Leber und Darm sind enger miteinander verbunden als lange angenommen. Bindeglied ist offenbar das Mikrobiom, wobei die Interaktionen komplex sind und auch Reaktionen des Immunsystems sowie eine genetische Suszeptibilität umfassen. Die Analyse der Zusammenhänge dürfte klinisch relevant sein und könnte zu völlig neuen Konzepten hinsichtlich einer Ernährungstherapie und der Behandlung von Leber- und Darmerkrankungen führen, erklärte Prof. Samuel Huber, Hamburg.

Enge Assoziation Leber und Darm

Gut dokumentiert ist die enge Assoziation zwischen Leber und Darm bei der Colitis ulcerosa und der primär sklerosierenden Cholangitis, die sich überproportional häufig parallel bei einem Patienten manifestieren. Laut Prof. Markus Neurath, Erlangen, scheint auch bei anderen Erkrankungen von Leber und Darm ein direkter Zusammenhang zu bestehen. Nach derzeitigen Erkenntnissen ist das Phänomen durch eine unkontrollierte Aktivierung des mukosalen Immunsystems im Darm bei entsprechend prädisponierten Patienten bedingt. Diese Aktivierung scheint durch Antigene der Darmflora ausgelöst zu werden. Verschiedene Faktoren wie Rauchen, Infektionen, die Einnahme von Antibiotika oder nicht steroidalen Antirheumatika können die Interaktion beeinflussen, so Neurath.

Mikrobiom als Trigger

Als Konsequenz kann eine Störung der Barrierefunktion der Mukosa resultieren, gefolgt von einer bakteriellen Translokation und einer unkontrollierten Aktivierung des Immunsystems: Diese kann Ausgangspunkt für eine intestinale Inflammation und der Entwicklung von Lebererkrankungen bis hin zur Leberzirrhose sein und somit auch einem hepatozellulären Karzinom Vorschub leisten.Das Mikrobiom scheint somit Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung unterschiedlicher Erkrankungen zu sein, wie Prof. Stephan C. Bischoff, Stuttgart, darlegte: „Es kann damit zwangsläufig als neues Target zur Behandlung metabolischer und inflammatorischer Erkrankungen fungieren“. Das Mikrobiom wird wesentlich durch das Ernährungsverhalten bestimmt. Was wir an Nahrung zu uns nehmen, kann somit in Abhängigkeit von der individuellen Zusammensetzung des Mikrobioms immunologisch und metabolisch bedingte Krankheiten induzieren und unterhalten.

„Durch personalisierte, auf der Zusammensetzung des individuellen Mikrobioms basierende Ernährungsempfehlungen kann der Stoffwechsel wahrscheinlich positiv beeinflusst werden“, betonte Huber. Die personalisierte Ernährungstherapie könnte damit neue Erfolg versprechende therapeutische Ansätze etwa bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und/oder der Fettleber eröffnen.