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Auch eine Seilbahn am Wasser ist von der Expo ‘98 in Lissabon übrig geblieben.

© (2) spa/Springer Medizin

Bekanntlich hängt das Risiko für Typ-2-Diabetes außer von genetischen wesentlich von Lebensstilfaktoren ab, die auch durch das soziale Umfeld geprägt werden. Es ist naheliegend, dass hier der Lebenspartner eine besonders wichtige Rolle spielt. Erstmals wurde nun untersucht, ob das Geschlecht dabei einen Unterschied macht. Als Datengrundlage für Forscher um Dr. Adam Hulman vom Department of Public Health an der Universität Aarhus/Dänemark, diente die English Longitudinal Study of Ageing (ELSA), eine repräsentative Kohorte aus der englischen Bevölkerung. Die 3.650 Männer und 3.478 Frauen im Alter über 50 Jahren, die in einer Mann-Frau-Beziehung im selben Haushalt lebten, beobachtete man über im Mittel 11,5 Jahre (1998–2015).

In mehreren Wellen im Abstand von 2–3 Jahren wurden Daten erhoben zu Body Mass Index (BMI, im Mittel 27 kg/m2), Hüftumfang und Diabetesstatus. Für die Adjustierung wurden der sozioökonomische Status, die Ethnizität und das Alter erfragt (im Mittel 60 Jahre). Die Diagnose „Typ-2-Diabetes“ basierte auf einem HbA1c-Wert ≥ 6,5 % oder einer Nüchternplasmaglukose ≥ 7 mmol/l. 4 % der (Ehe-)Frauen und 6 % der (Ehe-)Männer hatten schon zu Beginn der Erhebung einen Diabetes mellitus Typ 2. Die Diabetesinzidenz lag für Männer bei 12,6 und für Frauen bei 8,6/1000 Personenjahre. Mithilfe von Regressionsmodellen prüften die Forscher nun, wie sich das Diabetesrisiko mit steigendem BMI des Lebenspartners entwickelt. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen stieg es mit dem BMI des Partners an. Beispiel: Hatte die Frau einen BMI von 30 kg/m2 anstatt 25, war das Diabetesrisiko ihres Mannes um signifikante 33 % höher. Bezogen auf die Frau als Indexperson war die Erhöhung mit 15 % bei einem adipösen Lebenspartner nicht so ausgeprägt. Und rechneten die Forscher den BMI der Ehefrau selbst mit ein, verschwand das zusätzliche Risiko. Nicht so beim Mann: Selbst bei Adjustierung auf seinen eigenen BMI brachte die Adipositas der Lebenspartnerin für ihn eine größere Gefährdung mit sich (21 % mehr). Für den Hüftumfang ergaben sich ähnliche Assoziationen.

Diabetes-Screening von Männern dicker Frauen?

Eine mögliche Erklärung für diese Zusammenhänge könnte eine noch immer bestehende Rollenteilung dahingehend sein, dass Frauen für die Ernährungsweise in einem Haushalt mehr verantwortlich zeichnen als Männer, so Hulman. Er schlägt vor, besonders bei adipösen Patientinnen auch den Lebenspartner in Bezug auf Lebensstil und Ernährung im Auge zu behalten. Ein generelles Screening von Partnern dicker Frauen hält er aber für zu hoch gegriffen.