Immuntherapien werden inzwischen in fast allen Stadien des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms eingesetzt - als Monotherapien oder in Kombination mit Chemotherapien.

Mit zielgerichteten Chemo- sowie mit immunonkologischen Therapien kann heute bei Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) eine deutlich verlängerte Überlebenszeit erreicht werden. PD Dr. Nikolaj Frost vom Lungentumorzentrum der Charité Berlin wies darauf hin, dass sich die Prognose seit der Jahrhundertwende kontinuierlich verbessert hat. Immuntherapien werden inzwischen vom NSCLC-Stadium IV bis ins frühe Stadium IB eingesetzt.

So können Patienten im Stadium IV ohne behandelbare Treibermutationen bei PD-L1-Überexpression (≥ 50% des Oberflächenmarkers auf Tumorzellen) effektiv mit einer Immunmonotherapie wie Cemiplimab, Atezolizumab oder Pembrolizumab behandelt werden. Generell gilt: Je mehr PD-L1 vorhanden ist, desto effektiver wirkt die Immuntherapie, sowohl was die progressionsfreie Überlebenszeit (PFS) als auch was die Gesamtüberlebenszeit (OS) angeht. Je weniger PD-L1 vorhanden ist, desto wichtiger werde die Wahl der geeigneten Chemotherapie, erklärte Frost.

Der Pneumologe verwies u.a. auf die 3-Jahres-Daten der EMPOWER-Lung-1-Studie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und PD-L1-Überexpression und ohne EGFR-, ALK- oder ROS1-Aberrationen. Die Patienten hatten entweder die Cemiplimab(Libtayo®)-Monotherapie oder vier bis sechs Zyklen einer Platin-basierten Chemotherapie erhalten. Bei Progression war jeweils ein Crossover zur anderen Therapieoption möglich. Die mediane Gesamtüberlebenszeit war mit 26,1 Monaten unter Immuntherapie etwa verdoppelt im Vergleich zur Chemotherapie (13,3 Monate). Weiterhin konnte ein längeres PFS sowie eine höhere Rate an Komplettremissionen unter Cemiplimab-Behandlung nachgewiesen werden. Die Immuntherapie war besser verträglich mit unerwünschten Wirkungen Grad 3-5 bei 18,3 % versus 39,9 % der Studienteilnehmer.

"Wir haben molekulare Parameter, um anhand patienteneigener, tumorspezifischer Charakteristika in Zukunft unsere optimale Therapie wählen zu können", so das Fazit von Frost. Noch zu beantworten seien Fragen zum Beispiel nach Stratifizierungskriterien für die Immunmonotherapie oder für die kombinierte Immun-Chemotherapie, nach der optimalen Behandlung bei Gehirnmetastasen und der Therapiedauer.

Quelle: Satellitensymposium "Immuntherapie im NSCLC: Chancen und Grenzen interdisziplinär betrachtet" anlässlich des DGP-Kongresses, 30.3.2023 in Düsseldorf (Veranstalter: Sanofi-Aventis)