Hintergrund und Fragestellung: Bei Patienten mit akuter SARS-CoV-2-Infektion hatten Untersuchungen, sowohl in Form von Beobachtungsstudien als auch eine prospektiv randomisierte Studie an einer kleineren Fallzahl, Hinweise auf einen Nutzen für die Behandlung mit inhalativem Budenosid ergeben. Darüber hinaus ließen Daten aus experimentellen Studien eine Reduktion der ACE2-Gen-Expression in Bronchialepithelien unter topischen Kortikosteroiden erkennen. Daher sind prospektiv randomisierte Studien zum Effekt von topischen Steroiden an größeren Patientenkollektiven notwendig. Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie läuft in Großbritannien eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte und adaptive Open-label-Plattformstudie namens PRINCIPLE, mit der im Verlauf multiple Therapieansätze verfolgt werden. In der Zeit von November 2020 bis April 2021 wurde darin der Effekt von inhalativem Budenosid getestet.

Patienten und Methoden: In der Zeit vom 27.11.2020 bis zum 31.3.2021 wurden insgesamt 4.700 Teilnehmer aus ambulanter Behandlung in Primärarztzentren in die Studie aufgenommen. Einbezogen wurden Risiko-Patienten mit nachgewiesener oder vermuteter akuter SARS-CoV-2-Infektion, bei denen weniger als 14 Tagen Symptome (Fieber, Husten, Geschmacks- oder Geruchsveränderungen) bestanden und keine stationäre Behandlung stattgefunden hatte. Als Risiko-Population wurden alle Patienten im Alter über 65 Jahre oder über 50 Jahre mit relevanten Begleiterkrankung definiert. Die Diagnosesicherung sollte mittels PCR erfolgen. Die Randomisierung erfolgte webbasiert. Alle Patienten erhielten eine symptombasierte Therapie (Usual Care, UC). In der Therapiegruppe erfolgten zusätzlich Inhalationen mit 2 × 800 µg Budenosid (Pulmicort® Turbohaler®, AstraZeneca) bis zur Symptombesserung. Insgesamt wurden 1.073 Patienten mit Budensoid, 1.998 mit UC allein und 1.639 Patienten mit UC und anderen Therapien behandelt. Die Auswertung basierte auf den Eingaben in ein Online-Portal zur täglichen Erfassung von Krankheitssymptomen. Falls diese Angaben lückenhaft waren, erfolgten zusätzlich Telefonanrufe an den Tagen 7, 14 und 28. Als primärer Endpunkt wurde die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen und Tod gewählt, im Verlauf der Studie wurde zusätzlich die Krankheitsdauer als Endpunkt definiert. Die Fallzahlabschätzung und die statistische Auswertung erfolgte aufgrund des adaptiven Plattformdesigns mittels eines stückweisen Bayesianischen Modells.

Ergebnisse: Die finale Auswertung erfolgte mit 787 Patienten in der Budenosid- und 1.069 in der Routinetherapie-Gruppe. In der Budenosid-Gruppe berichteten die Patienten im Median von Beschwerden über eine Dauer von 11,8 (10,0 bis 14,1) gegenüber 14,7 (12,3 bis 18,0) Tagen in der Kontrollgruppe. Es zeigte sich somit ein Unterschied von 2,94 Symptom-Tagen oder einer Hazard Ratio von 1,21. Gemäß der statistischen Berechnung fiel der Unterschied mit > 0,999 Wahrscheinlichkeit signifikant zugunsten der Budesonid-Therapie aus. Die Häufigkeit von Tod und Krankhauseinweisung betrug 6,8 % (Budenosid) versus 8,8 % (UC), hieraus errechnet sich eine Hazard Ratio von 0,75 zugunsten der Behandlung mit Budenosid. Die Ergebnisse bezüglich weiterer sekundärer Endpunkte wie Krankheitslast und Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen ergaben weitere Vorteile in der Budenosid-Gruppe.

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© Jürgen Tomicek, Werl

Die COVID-19-Pandemie stellt unsere Gesundheitssysteme und Gesellschaften insgesamt vor große Aufgaben.

Schlussfolgerung: Ambulante Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei COVID-19 erfuhren mit einer hochdosierten inhalativen Therapie mit Budenosid eine knapp 3 Tage schnellere Genesung und eine geringere Tendenz zu Krankenhausaufnahmen und Tod.