Mit dem bispezifischen Antikörper Amivantamab wird eine innovative Substanz bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und Alterationen im cMET- und im epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) geprüft. Eine hohe Aktivität besitzt der Antikörper bei den Tyrosinkinase-Inhibitor(TKI)-resistenten Patienten mit Exon-20-Insertionen (Ex20ins) im EGFR.

Beim metastasierten NSCLC ist die molekulare Diagnostik heute Standard, um genetische Treibermutationen zu identifizieren und betroffene Patienten einer Therapie mit dem jeweiligen Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) zuzuführen, erinnerte Prof. Michael Thomas, Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg. So findet man bei 13 % aller Patienten mit Adenokarzinomen aktivierende Mutationen im EGFR wie die Deletion in Exon 19 oder die Mutation L858R in Exon 21. Bei 5 % der Patienten mit EGFR-mutiertem NSCLC lassen sich Ex20ins nachweisen. "Hier ist die Chemotherapie effektiver als die verfügbaren EGFR-TKI. Es besteht derzeit noch eine therapeutische Lücke", informierte Thomas.

Mehr als nur EGFR-Blockade

Mit Amivantamab wurde ein voll humanisierter bispezifischer IgG1-Antikörper entwickelt, der sowohl an den EGFR als auch an den cMet-Rezeptor bindet und dessen Aktivität sich auch auf bislang TKI-resistente EGFR-mutierte NSCLC erstreckt. Der Antikörper zeichnet sich durch drei Wirkmechanismen aus: Neben der Blockade der EGFR- und cMET-Signalwege führt er zur Degradation der Rezeptoren und zur antikörperabhängigen Zytotoxizität, d. h. zur Aktivierung des Immunsystems mit Anlocken zytotoxischer T-Zellen.

Amivantamab wurde im Rahmen der CHRYSALIS-Studie der Phase I/II in verschiedenen Dosierungen bei NSCLC-Patienten mit unterschiedlichen genetischen Alterationen geprüft (Park K et al. J Clin Oncol. 2020;38s:Abstr. 9512). Kohorte D der Studie umfasst 39 NSCLC-Patienten mit Ex20ins, die zuvor bereits eine platinbasierte Chemotherapie (74 %), eine immunonkologische Therapie (33 %) oder einen EGFR-TKI (2 3%) erhalten hatten. 15 % waren therapienaiv.

Auf Amivantamab sprachen insgesamt 36 % der Studienteilnehmer an. Eine Tumorschrumpfung wurde nach Platin-Vortherapie und bei therapienaiven Patienten erreicht. Auch erstreckte sich die Wirksamkeit des Antikörpers auf alle 13 identifizierten EGFR-Ex20ins. Einen Progress erlebten lediglich drei Patienten; bei der überwiegenden Mehrzahl wurde zumindest eine Tumorkontrolle erreicht. Die Ansprechdauer bei Respondern erstreckt sich über zehn Monate, das mediane progressionsfreie Überleben über 8,6 Monate. Die Nebenwirkungen bezeichnete Thomas als moderat; häufigste Toxizitäten sind Rash (72 %) und Infusionsreaktionen (60 %). Dr. Katharina Arnheim

Quelle: Online-Presseworkshop "Janssen in der Onkologie - Pipeline-Update 2020", 26.6.2020, Veranstalter: Janssen-Cilag