E-Zigaretten sind umstritten — Studien lieferten bereits erste Hinweise auf negative Langzeitfolgen. Doch können sie womöglich dabei helfen, sich das Rauchen ganz abzugewöhnen? Eine neue Studie spricht teilweise dafür, doch es gibt Gegenargumente.

In einer britischen Studie wollten Forscher herausfinden, ob E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung geeignet sind und wie wirksam sie im Vergleich zu Nikotinersatzprodukten sind. Ihr Ergebnis war, dass Menschen, die mit dem Tabakrauchen aufhören wollten, ihr Ziel mit E-Zigaretten doppelt so häufig erreichten wie mit Nikotinersatzstoffen wie Pflaster, Kaugummis oder Medikamente. Während die Ersatzprodukte aber bald abgesetzt werden konnten, gewöhnte sich die Vergleichsgruppe häufig daran, E-Zigaretten zu rauchen.

80% der „abstinenten“ Raucher stiegen lediglich auf E-Zigaretten um

Für die Studie wurden 886 Teilnehmer randomisiert. Eine Gruppe erhielt Nikotinersatzprodukte ihrer Wahl, die andere ein Paket mit einer E-Zigarette und einer nikotinhaltigen Flüssigkeit zum Nachfüllen. Diese Hilfsmittel erhielten sie für maximal drei Monate, zudem eine vierwöchige Verhaltenstherapie. Nach einem Jahr waren 18% der Raucher aus der E-Zigaretten-Gruppe abstinent. In der Gruppe mit den Nikotinersatzstoffen waren es 9,9%. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit in der E-Zigaretten-Gruppe deutlich höher, dass die Teilnehmer nach einem Jahr noch immer E-Zigaretten konsumierten, während die andere Gruppe die Nikotinersatzprodukte zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr brauchte (80% gegenüber 9%).

Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie — Herz- und Kreislaufforschung (DGK) sehen die Studienergebnisse ebenfalls kritisch. „Die meisten Patienten sind also auf die E-Zigarette umgestiegen, ein wirklicher Ausstieg bzw. eine vollständige Abstinenz erfolgte nicht“, resümierte Prof. Rainer Hambrecht von der DGK-Projektgruppe Prävention in einer Pressemitteilung der DGK. „Bedenklich ist hierbei vor allem, dass bislang keine fundierten Ergebnisse über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten vorliegen, es gibt allerdings erste beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden durch E-Zigaretten“, ergänzte Prof. Harm Wienbergen vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung.

Experten fordern Werbeverbot für E-Zigaretten

Eine amerikanische Studie wies etwa darauf hin, dass die nikotinhaltige Füllung der E-Zigaretten ähnliche Auswirkungen auf die Bonchialepithelzellen habe, wie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Eine Studie, die im März bei der Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC) präsentiert wurde, legte nahe, dass E-Zigaretten das Risiko für Herzinfarkt und koronare Herzkrankheit erhöhen. Auch die American Heart Association hatte Anfang des Jahres in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass E-Zigaretten mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen assoziiert seien.

Die DGK-Experten sehen E-Zigaretten zudem als kritische Einstiegsdroge für Jugendliche, die dadurch an klassischen Zigarettenkonsum herangeführt werden können. Sie fordern deshalb eine stärkere Regulierung des Verkaufs und der Bewerbung von E-Zigaretten.