Ein SIPE betrifft vor allem Ausdauersportler, die in kaltem Wasser schwimmen, betonte Dr. L. Christian Napp bei der Hannover Herz-Lungen-Messe. Es entsteht ohne Wasseraspiration eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, die den Gasaustauch behindert. Typische Symptome: akute Luftnot, nächtliche Dyspnoe und produktiver Husten. Innerhalb von 24 Stunden sei der Spuk oft wieder vorbei, so der Kardiologe von der Medizinischen Hochschule Hannover, in der Zwischenzeit seien die Patienten aber gefährdet. Der Rat von Napp: Gerade jetzt im Frühjahr mit steigender Zahl von Wassersportlern, die in offenen Gewässern trainierten, an ein SIPE denken. Inzidenz und Prävalenz würden vermutlich unterschätzt. Assoziiert wurde ein SIPE mit langen Ausdauerdistanzen, außerdem mit hohem Blutdruck, weiblichem Geschlecht, Einnahme von Fischöl, mit kleinerer Lungenkapazität und geringerem Atemfluss.

Besteht Verdacht auf Lungenödem bei einem Patienten mit gestauten Halsvenen, Fieber oder Zeichen eines kardiogenen Schocks mit Apathie und Tachykardie? — Dann ist rasches Handeln nötig, um schwere Komplikationen wie ein hypoxämisches Lungenversagen zu vermeiden. Wird bei der Oximetrie hingegen eine relativ hohe Sauerstoffsättigung im Blut gefunden, hat man etwas Zeit, sagte Napp. Standard bei Verdacht auf ein Lungenödem ist ein 12-Kanal-EKG, ein Blutbild inklusive BNP und HbA1c und ein Röntgenbild, das eine verstärkte Lungengefäßzeichnung zeigen kann. Empfehlenswert ist außerdem eine Blutgasanalyse und ein Lungenultraschall. Zeigten sich B-Linien, „lung rockets“, sei Wasser drin.

Die meisten Betroffenen haben ein hydrostatisches „kardiogenes“ Lungenödem, bei dem aufgrund eines zu hohen Drucks in der Strombahn das Lungenparenchym mit Wasser infiltriert wird. „Änderungen von 2–3 mmHg können klinisch eine enorme Rolle spielen“, so der Kardiologe. Häufigste Ursache ist eine dekompensierte Herzinsuffizienz, unterschätzt werde eine diastolische Herzinsuffizienz und eine diabetische Kardiomyopathie. Zahlenmäßig von großer Bedeutung sei ein hypertensives Lungenödem.

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Ein beim Schwimmen induziertes Lungenödem (SIPE) betrifft gern mal Langstreckenschwimmer.

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Zu den nichtkardialen Ursachen zählen Intoxikation (z. B. Venlafaxin), neurogenes Lungenödem, Sepsis, Expansionsödem und durch Aufenthalt in großer Höhe ausgelöstes Lungenödem. Es gebe auch gemischte Formen mit einer kardiogenen und einer toxischen Komponente und spezielle Formen, außer SIPE z.B. nach einer Lungentransplantation, sagte Napp. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen: Asthmaanfall, Pneumonie, Aspiration, Lungenembolie oder virale Infektionen wie Influenza.

Die Ursache des Lungenödems muss geklärt werden, ein Diabetes mellitus sollte abgeklärt und Risikopatienten für einen Schock sollten frühzeitig identifiziert werden, so Napp weiter. Der Therapiebeginn sollte aber auch bei unklaren Ursachen nicht zu lange hinauszögert werden, insbesondere bei deutlicher Flüssigkeitsüberladung des Lungenparenchyms. Dann sollte rasch Furosemid gegeben werden, intravenös oder als Bolus. „Mit steigender door-to-diuretic-time nimmt die Mortalität der Patienten zu“, sagte Napp. Bei einer Blutdruckerhöhung über 10 mmHg sollte außerdem Nitroglycerin gegeben werden. Bei der Kombinationstherapie zu beachten: Viel Nitro und wenig Diuretikum sei besser als umgekehrt. Zu den weiteren Maßnahmen zählen aufrechte Position im Bett (Oberkörper hoch), Sauerstoffgabe (bei Blutsättigung < 90 %) und nichtinvasive Beatmung mit Hochflusssauerstoff (bis zu 50 l/min).

Neben diesen Akutmaßnahmen sollte natürlich auch die Grunderkrankung konsequent behandelt werden. Das Ziel der Therapie sei es auch, ein erneutes Lungenödem zu verhindern, so Napp.