Welche COPD-Patienten sind mit einer dualen Bronchodilatation gut behandelt, welche benötigen zusätzlich ein inhalatives Steroid? Zu dieser Frage gibt es kontrollierte Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Auf dem US-amerikanischen Pneumologenkongress (ATS 2018) wurde eine Matched-Pair-Analyse aus dem deutschen DACCORD-Register präsentiert, das in verschiedenen Kohorten die Versorgungsrealität in der Praxis abbildet. Die aktuelle Analyse, die von Prof. Roland Buhl, Uniklinikum Mainz, vorgestellt wurde, basiert auf den Daten von knapp 8.300 Patienten, von denen 2.885 ein Jahr lang mit einer dualen Bronchodilatation (LABA + LAMA) und 1.311 ein Jahr lang mit einer Tripletherapie (LABA + LAMA + ICS) behandelt worden waren.

Mithilfe einer Matched-Pair-Analyse, die für Alter, Geschlecht, BMI, Rauchanamnese, CAT-Score, FEV1 und Exazerbations-Historie kontrollierte, wurden 1.046 vergleichbare Patientenpaare identifiziert. Die Patienten wiesen im Schnitt einen CAT-Score von 20 auf, 21 % hatten eine Exazerbationsanamnese. Patienten in der Tipletherapie-Gruppe waren im Schnitt etwas länger an COPD erkrankt und litten häufiger an Atemnot (mMRC 1,9 vs. 1,7).

Die überraschende Beobachtung: Patienten mit Triple-Therapie exazerbierten signifikant häufiger als Patienten mit zwei Bronchodilatatoren (0,364/Jahr vs. 0,184/Jahr). Sie verbesserten ihren Gesundheitszustand innerhalb des Beobachtungsjahres auch weniger als Patienten unter dualer Bronchodilatation.

Natürlich kann hier nicht geschlussfolgert werden, dass ICS Exazerbationen verursachen. „Offensichtlich haben die Ärzte ihre Patienten, die häufiger exazerbieren, gut selektiert und ihnen ein ICS verordnet“, so Buhl. Dabei haben sie aber nicht die Kriterien verwendet, an denen üblicherweise das Exazerbationsrisiko bemessen wird. Als entscheidend erwies sich die Vormedikation. In der Gruppe der Patienten, die dual bronchodilatiert wurden, hatten viele Patienten zuvor nur einen Bronchodilatator, die Hinzugabe eines zweiten besserte die Krankheit. In der Gruppe mit Tripletherapie hatten zuvor schon viele Patienten entweder eine Triple-Therapie oder ICS/LABA, hier änderte die Hinzugabe eines weiteren Bronchodilatators vergleichsweise weniger.

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Welche COPD-Patienten sollten inhalative Steroide erhalten? Mit dem Pendel sollte das aber besser nicht entschieden werden....

© Ulrike Muehlbachler/ panthermedia.net

Die Vormedikation spielt offenbar eine wichtige Rolle und muss auch bei kontrollierten Studien stärker berücksichtigt werden, so das Fazit von Prof. Buhl.