Laut Leitlinie sollen bei COPD primär Bronchodilatatoren eingesetzt werden. Inhalative Steroide (ICS) kommen zum Einsatz, wenn der Patient trotz Therapie mit zwei dualen Bronchodilatatoren akute bronchiale Krisen hat. Doch viele COPD-Patienten erhalten inhalative Steroide, obwohl sie nicht oder nur selten Exazerbationen haben. Hier stellt sich die Frage: Wie und unter welchen Umständen kann das ICS abgesetzt werden?

Eine Orientierung geben die beim amerikanischen Lungenkongress (ATS 2018) vorgestellten Ergebnisse der SUNSET-Studie (Chapman KR et al.; Am J Respir Crit Care Med 2018, doi: 10.1164/rccm.201803-0405OC). In dieser Studie waren 1.053 Patienten mit moderater bis schwerer COPD untersucht worden, von denen im Vorjahr 2/3 keine und 1/3 eine Exazerbation hatten. Alle waren zuvor mindestens sechs Monate lang mit einer Triple-Therapie aus LABA, LAMA und ICS behandelt worden. Und alle wurden in einer vierwöchigen Run-in-Phase auf die gleiche Triple-Therapie eingestellt: Tiotropium, Salmeterol, Fluticason. Anschließend wurde randomisiert und entweder sechs Monate so weiter behandelt oder direkt auf Indacaterol/Glycopyrronium (Ultibro®) ohne ICS umgestellt.

Primärer Endpunkt war die Nichtunterlegenheit bezüglich der Trough-FEV1-Verschlechterung nach einem halben Jahr. Der FEV1-Unterschied zwischen den Gruppen war gering und betrug 26 ml. Aufgrund des Konfidenzintervalls von +1 bis –53 ml wurde das Ziel der Nichtunterlegenheit aber knapp verfehlt.

Keine negativen Effekte hatte das Absetzen des ICS auf die forcierte Vitalkapazität und auf das Risiko von Exazerbationen (0,52/Jahr unter LABA/LABA und 0,48/Jahr unter Tripletherapie), berichtete Studienautor Prof. Kenneth Chapman, Asthma and Airway Centre, University of Toronto.

Es zeigte sich jedoch, dass mit ansteigenden Eosinophilen-Zahlen die Unterschiede zwischen der ICS-haltigen und ICS-freien Therapie größer wurden. Patienten mit >300/μl Eosinophilen verloren im Schnitt 70 ml FEV1 und verdoppelten annähernd ihr Exazerbationsrisiko, wenn sie das ICS absetzten.

Auch die WISDOM-Studie (Magnussen H, et al.; N Engl J Med 2014; 371: 1285–94) hatte den Effekt eines ICS-Absetzens bei 2.485 COPD-Patienten untersucht, wobei die Patienten in dieser Studie eine ausgeprägtere Exazerbationsanamnese hatten und nicht alle zuvor konsistent mit ICS über längere Zeit behandelt worden waren. In dieser Studie war das Absetzen von ICS der Weiterbehandlung nicht unterlegen. Doch auch hier ging es mit einer leichten FEV1-Verschlechterung einher (um 43 ml nach 12 Monaten). In der WISDOM-Studie zeigte sich ebenfalls, dass Patienten mit hohen Eosinophilen-Werten eher vom Fortsetzen der ICS-Therapie profitierten.