Ein Pneumothorax bei Frauen ist zwar selten. Derartige Fälle haben aber eine auffällige Konstante, sie treten im zeitlichen Zusammenhang mit der Regelblutung auf, bis zu 72 Stunden vorher oder danach. Selten wird die richtige Diagnose beim ersten Pneumothorax gestellt. In der Regel finden sich auch Unregelmäßigkeiten am Diaphragma oder an der Brustwand, eine zweite Konstante.

Haben Sie die Lösung? Es handelt sich um den katamenialen Pneumothorax. Der Name stammt aus dem Griechischen: kata = zugehörig zu; men = Monat, auch Menstruations-Pneumothorax genannt.

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Bei der Patientin zeigen sich kleine multiple Zwerchfelldefekte mit dunklem Rand. Nur selten kommen Ärzte hier auf die richtige Diagnose.

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Die angesprochenen „Unregelmäßigkeiten“ entpuppten sich als verstreute Endometrioseherde, also einer Endometriose extragenit. Auf den Meetings der Thoraxchirurgen finden sich in den Postersessions einschlägige Falldarstellungen, wie auch in München.

Eine Augsburger Gruppe berichtete über vier Patientinnen im Alter zwischen 38 und 48 Jahren. Alle Patientinnen klagten am Ende der Regelblutung über thorakale Schmerzen und Atemnot. Der Pneumothorax lag zweimal rechts und zweimal links, bei zwei Patientinnen war es ein Rezidiv.

Alle wurden thorakoskopisch operiert, drei Patientinnen hatten kleine multiple Zwerchfelldefekte mit dunklem Rand (Schokodenzysten). Die Versorgung bestand aus einer Zwerchfellnaht und subtotaler Pleurektomie. Bei einer anderen Patientin fanden die Operateure eine veritable Zwerchfellhernie ohne Bruchsack: Teile des Querkolons und des Omentums waren in den Thorax verlagert. Reposition und Verschluss des Defekts brachten die Abhilfe.

Eine Dortmunder Gruppe diskutierte den Fall einer 40-jährigen Patientin mit katamenialem Rezidivpneumothorax. In der videoassistierten Thorakoskopie (VATS) zeigten sich zahlreiche Zwerchfelldefekte. Sie wurden mit einem Vipro-Netz verschlossen, zudem erfolgte eine Talkumpulver-Pleurodese. Als langfristige Rezidivprophylaxe ist eine unterstützende hormonelle Therapie auf jeden Fall sinnvoll.

Die Pathogenese des katamenialen Pneumothorax ist noch ein Rätsel. Ein Erklärungsversuch der Dortmunder Gruppe: „Die Luft kann entweder durch die Tuben und die Bauchhöhle durch diaphragmale Defekte in die Pleurahöhle aufsteigen oder der Pneumothorax durch die Abstoßung oberflächlicher pulmonaler Herde entstehen. Die menstruationsabhängige Abstoßung der Endometrioseherde führt dann zu Schmerzen, zur Blutung und/oder zum Pneumothorax.“

Konsequenz für den Operateur: Zwerchfell inspizieren.