Die Diagnose COPD ist nicht immer einfach zu stellen, und die Erkrankung kann sich je nach Patient sehr unterschiedlich äußern, erklärte Prof. Stephan Sorichter, St.-Josephs-Krankenhaus Freiburg. So merkten manche Betroffene, die seit Jahrzehnten rauchten und sich wenig bewegten, gar nichts von der obstruktiven Ventilationsstörung, andere seien schon im frühen Erkrankungsstadium der Gruppe A/B (nach GOLD) in den Alltagsaktivitäten stark beeinträchtigt. COPD sollte anhand von Symptomen, Obstruktion, Exazerbationsrisiko und Komorbiditäten beurteilt werden. Neben z.B. Rauchverzicht und körperlicher Aktivität ist die inhalative Therapie das wichtigste: Als erste Wahl nannte Sorichter lang wirksame Muskarin-Rezeptor-Antagonisten (LAMA), gefolgt von lang wirksamen β2-Sympathomimetika (LABA). Beide Wirkstoffe besserten FEV1, Lungenvolumen, Dyspnoe, Lebensqualität und Exazerbationsrisiko.

Für COPD-Patienten mit initial schwerer Symptomatik oder speziellen Alltagsanforderungen könne auch die LAMA/LABA-Kombination als Firstline ab GOLD-Klassifikation B erwogen werden. Die Kombination sei wirksamer als die Monotherapie, verbessere signifikant die Lungenfunktion sowie Symptome und Lebensqualität bei gutem Sicherheitsprofil. Eine solche LAMA/LABA-Fixkombination aus Aclidinium und Formoterol (Brimica® Genuair®) steht seit 2015 zur Verfügung. Sie wird 2x täglich inhaliert und biete damit Patienten, die nachts oder frühmorgens unter Luftnot leiden, einen „gewissen Booster-Effekt“. Zudem eigne sich Aclidinium auch für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.

Bevor inhalative Steroide (ICS) zum Einsatz kommen, sollte ein Differenzialblutbild mit Eosinophilenzählung gemacht werden, riet Sorichter. „Bei Werten < 250 Zellen/µl schleichen wir ICS aus und setzen sie ab“. Ein ICS sei bei COPD nur ab Stadium C/D sinnvoll, bei stark eingeschränkter Lungenfunktion (FEV1 < 50%) und mind. 2 Exazerbationen/Jahr. Doch leider erhielten ca. 30% der Patienten schon in den Stadien A/B ICS, die bekanntlich das Pneumonierisiko steigern.