EGF-Rezeptor-Mutationen betreffen die Exons 18 bis 21 auf Chromosom 7. Patienten mit Exon-19-Mutation sprechen auf alle drei TKIs am besten an, so Schütte. Daten, die eine Verlängerung des Überlebens zeigen (overall survival, OS), liegen derzeit nur für Afatinib (Giotrif®) vor. Schütte setzt daher bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand (AZ) primär Afatinib ein. Bei Komorbidität oder reduziertem AZ präferiert er das etwas besser verträgliche Erlotinib (Tarceva®).

Schütte überblickt zwei Patienten mit EGRF-positivem metastasiertem NSCLC, deren Erkrankung unter Erlotinib seit zehn Jahren kontrolliert ist. Einer dieser Patienten hatte nach langer Behandlungszeit den TKI abgesetzt, der Tumor kam prompt wieder. Dies zeige, so Schütte, dass wir bis zu einem sichtbaren Progress weiter behandeln müssen.

Bei Lungenkarzinom bietet Roche weitere Optionen, darunter Bevacizumab (Avastin®), laut Schütte ein klarer Baustein der First-Line-Therapie beim NSCLC ohne Plattenepithelhistologie. Der Angiogenese-Hemmer kann mit allen Platindoubletten eingesetzt werden und verlängert das OS von 10–12 auf 14–16 Monate. Laut Leitlinie ist er eine 1-a-Empfehlung. Schütte: Wer ihn verträgt, sollte ihn erhalten.

Zwei Substanzen kurz vor der Zulassung

2016 erwartet Roche die Zulassung von zwei neuen Medikamenten, berichtete der Medizinische Direktor des Unternehmens Dr. Stefan Frings: zum einen Atezolizumab, ein Checkpoint-Inhibitor, der hemmende Signale des Tumors in Richtung T-Zellen aufhebt und somit die körpereigene Tumorabwehr ankurbelt. Die Substanz besitzt „Breakthrough Therapy“-Status der FDA bei PD-L1-positivem NSCLC.

Zum anderen den Inhibitor der ALK-Tyrosinkinase Alectinib zur Behandlung des ALK-positiven NSCLC, der ebenfalls „Breakthrough-Therapy“-Status besitzt. Die Substanz wirkte in Studien auch bei Progress unter Crizotinib und hat den Vorteil einer guten Hirngängigkeit.