Die Pneumokokken-Impfung wird bei Erwachsenen bislang mit einem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff empfohlen und durchgeführt. Doch nun konnte erstmals gezeigt werden, dass die Pneumokokken-Impfung bei Senioren Pneumokokken-Pneumonien verhindert. Eingesetzt wurde dabei der moderne 13-valenten Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff (PCV13, Prevenar®). Auf Basis dieser Daten wurde die in der Kinderimpfung gängige Vakzine im März 2015 auch bei Erwachsenen ab 18 Jahren zugelassen.

„Ich empfehle, alle Menschen über 50 Jahre gegen Pneumokokken zu impfen, und zwar mit der Konjugat-Vakzine. Das ist einfach der bessere Impfstoff“, erklärte Prof. Tobias Welte, Klinik für Pneumologie an der MH Hannover.

In der CAPITA-Studie (Bonten MJM, et al.; N Engl J Med 2015; 372: 1114-25 ) war der PCV13-Impfstoff doppelblind mit Placebo bei 85 000 Senioren im Alter über 65 Jahren getestet worden. 49 geimpfte und 90 Kontrollpatienten erlitten innerhalb von vier Jahren eine Pneumokokken-Pneumonie durch einen der 13 im Impfstoff enthaltenen Serotypen, entsprechend einer Effektivität von 46%, so Welte.

Der Konjugat-Impfstoff ist etwas teurer als der Polysaccharid-Impfstoff, für den die aktuelle STIKO-Empfehlung gilt. Welte betonte aber, dass Impfstoffe grundsätzlich erstattet werden müssen, mit der CAPITA-Studie im Rücken wird die Erstattung von PCV13 nicht verweigert werden können.

In Deutschland erkranken jährlich rund eine halbe Million Patienten an einer ambulant erworbenen Pneumonie. Mit ca. 40% sind Pneumokokken die häufigsten Erreger (ca. 200 000 Pneumonien). Davon wird knapp die Hälfte von den 13 Serotypen verursacht (ca. 100 000 Fälle). Bei einer Effektivität von knapp 50% könnte der PCV13-Impfstoff auf Basis der CAPITA-Daten jährlich ca. 50 000 ambulant erworbenen Pneumonien verhindern, davon 2000-3000 mit tödlichem Verlauf, errechnete Privatdozent Dr. Martin Kolditz, Abteilung Pneumologie an der TU Dresden.

Auch wenn die Pneumonie überstanden ist, haben die Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko für eine erneute Lungenentzündung sowie für eine zeitlich versetzte Dekompensation einer chronischen Grunderkrankung mit entsprechender Übersterblichkeit. Darauf sollten die Kollegen in der Nachsorge achten, so Kolditz.

Bei allen 65-Jährigen sollte immer anamnestisch erfragt werden, ob gegen Pneumokokken geimpft wurde, ergänzte Prof. Hans-Jürgen Heppner, Geriater am Klinikum der Universität Witten/Herdecke. Spätestens nach der ersten überstandenen Pneumonie sollte bei fehlendem Impfschutz die Impfung schleunigst nachgeholt werden.