Wenn sich eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) klinisch verschlechtert, kann eine Therapieintensivierung notwendig werden. Entscheidend ist es zu prüfen, ob die vier Basismedikamente an Bord und ausreichend dosiert sind. Mit Vericiguat steht eine fünfte orale Therapieoption zur Verfügung.

Eine 55-jährige Patientin mit dilatativer Kardiomyopathie und eingeschränkter linksventrikulärer Funktion erleidet 7 Jahre nach der Erstdiagnose eine Dekompensation mit stationärer Aufnahme. Zu diesem Zeitpunkt ist sie auf Sacubitril/Valsartan, Metoprolol, Spironolacton und Torasemid eingestellt. Die Stabilisierung mit i. v. Diuretika gelingt. Wie geht es weiter?

Diese Patientin kann zusätzlich leitlinienkonform mit einem SGLT-2-Inhibitor und Vericiguat (Verquvo®) behandelt werden, erklärte Prof. Frank Edelmann, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin, Campus Virchow-Klinikum, Charité, Universitätsmedizin Berlin. Die Therapie mit dem Stimulator der löslichen Guanylatcyclase (sGC) kann dabei sofort in der Klinik, erst nach der Entlassung oder mit etwas Abstand 3 bis 6 Monate nach der Dekompensation begonnen werden. Allerdings besteht in der Frühphase ein erhöhtes Risiko für eine erneute Verschlechterung. Deshalb sollte man weder Therapiebeginn noch Aufdosierung verschleppen, so Edelmann.

Vericiguat kann eingesetzt werden, wenn die Herzinsuffizienz unter vollständiger oder nicht vollständiger Basistherapie dekompensiert ist - unabhängig davon, ob die Basistherapie noch vervollständigt werden kann oder nicht, z. B. aufgrund von Unverträglichkeit oder Kontraindikationen.

Wie die Schutzwirkung aussieht, hat die VICTORIA-Studie gezeigt [1]. In dieser Doppelblindstudie mit 5.050 Patientinnen und Patienten nach kardialer Dekompensation reduzierte Vericiguat das jährliche Risiko für einen kardiovaskulären Tod oder eine erneute Hospitalisierung mit Herzinsuffizienz signifikant gegenüber Placebo (33,6 % vs. 37,8 %), wobei die relative Risikoreduktion 10 % und die absolute Risikosenkung 4,2 % betrug. Patienten mit NT-proBNP-Werten unter 5.000 pg/ml profitierten überproportional, so Edelmann.

Das Hypotonie-Risiko ist unter Vericiguat überschaubar, bei der Nierenfunktion hat man bis zu einer glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von 15 ml/min/1,73m² Spielraum, und es besteht kein Hyperkaliämie-Risiko, berichtete Edelmann. Die Behandlung wird mit 2,5 mg/d begonnen und anschließend alle 2 Wochen über 5 mg/d auf 10 mg/d auftitriert.

Ob Vericiguat auch eine effektive Option für Patienten mit chronisch stabiler Herzinsuffizienz sein kann, wird derzeit in der VICTOR-Studie untersucht.

Symposium „Moderne Herzinsuffizienztherapie - Herausforderungen erkennen! Herausforderungen meistern!“, DGK-Herztage, Bonn, 6. Oktober 2023; Veranstalter: Bayer Vital; [1] Armstrong PW et al. N Engl J Med. 2020;382: 1883-93.