Bei Patienten mit schwerer sekundärer Mitralklappeninsuffizienz scheint ein Transkatheter-Mitralklappenersatz klinische Vorteile im Vergleich zur medikamentösen Standardtherapie bieten zu können.

Ein Transkatheter-Mitralklappenersatz (TMVR) könnte bei inoperablen Patienten mit hohem Operationsrisiko, die nicht für eine interventionelle Transkatheter-"Edge to Edge"-Reparatur geeignet sind, eine neue Behandlungsmöglichkeit bieten. Die klinischen Erfahrungen sind derzeit noch limitiert. Erste Informationen über den Nutzen eines TMVR gegenüber einer medikamentösen Standardtherapie bei schwerer sekundärer Mitralklappeninsuffizienz liefert nun ein Vergleich "gematchter" Patientengruppen.

Für die Analyse wurden Daten von Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA III/IV) und schwerer Mitralklappeninsuffizienz (Grad 3+ oder 4+), die alle einer TMVR-Prozedur unterzogen worden waren, aus dem internationalen multizentrischen CHOICE-MI-Register herangezogen. Diese wurden mit entsprechenden Personen aus der Kontrollgruppe der COAPT-Studie, die alle eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie erhalten hatten, verglichen.

Mitralinsuffizienz durch TMVR meist komplett eliminiert

Um für Unterschiede in den Ausgangsvariablen zwischen beiden Gruppen zu adjustieren, wurde das Verfahren des Propensity-Score-Matching genutzt. Damit wurden zwei weitgehend merkmalsgleiche Gruppen von jeweils 97 Personen generiert. Die TMVR erfolgte zu 92% über den transapikalen Zugang. Als Klappensystem wurde überwiegend das Tendyne-Device genutzt.

Während bei den meisten Patienten mit TMVR die Mitralinsuffizienz in der Echokardiografie komplett eliminiert wurde (93,7% bei Klinikentlassung, 89,1% nach einem Jahr und 64,3% nach zwei Jahren), hatte die Mehrzahl der medikamentös behandelten Patienten zu diesen Zeitpunkten weiterhin eine Mitralinsuffizienz ≥ 2 + (93,7%, 93,1% respektive 92,2%). Die TMVR-Behandlung war zudem im Vergleich mit einem signifikant niedrigeren pulmonalarteriellen systolischen Druck nach zwei Jahren assoziiert (-16,9 vs. 2,1 mmHg, p = 0,004).

Hospitalisierungen signifikant reduziert

Die Rate für Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz war mit 32,8% vs. 54,4% nach zwei Jahren in der TMVR-Gruppe um 41% niedriger als in der rein medikamentös behandelten Gruppe (Hazard Ratio [HR]: 0,59; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,35-0,99; p = 0,04). Nach der TMVR konnten mehr Patienten nach einem sowie zwei Jahren einem funktionellen NYHA-Stadium I oder II zugewiesen werden (78,2% vs. 59,7% nach einem Jahr, p = 0,03; 77,8% vs. 53,2% nach zwei Jahren, p = 0,09). Die Raten für die Gesamtmortalität waren nach zwei Jahren in der TMVR- und Kontrollgruppe mit 36,8% vs. 40,8%, nicht signifikant unterschiedlich (HR: 1,01; 95%-KI 0,62-1,64; p = 0,98).

In einer Phase, in der randomisierte kontrollierte Studien noch fehlten, wertet der Erstautor Dr. Sebastian Ludwig, Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg, die Ergebnisse als "wichtige vorläufige Evidenz" für den Nutzen der TMVR-Behandlung bei Patienten mit Herzinsuffizienz und schwerer sekundärer Mitralinsuffizienz.

EuroPCR-Kongress 2023, 16.-19.5., Paris; Ludwig S: Outcomes of TMVR vs. medical therapy for secondary mitral regurgitation.