Salz spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Hypertonie und ihrer Folgeschäden. Deshalb empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga (DHL), die Salzzufuhr zu begrenzen.

Die modernen Ernährungsgewohnheiten mit Fertigprodukten und konservierten Lebensmitteln haben dazu geführt, dass der moderne Mensch ein Vielfaches an Salz zu sich nimmt, als physiologisch sinnvoll ist. "Eine zu hohe Kochsalzzufuhr treibt den Blutdruck in die Höhe", so Prof. Ulrich Wenzel, Hamburg. Durch eine einfache diätetische Maßnahme, nämlich eine Reduzierung der Salzzufuhr, könne die Rate an kardiovaskulären Ereignissen deutlich gesenkt werden.

Beteiligung des Immunsystems

Bisher war man der Meinung, dass eine zu hohe Salzzufuhr über eine Volumenexpansion und die damit einhergehenden Veränderungen am RAAS-System zum Blutdruckanstieg und in Folge zu Endorganschäden führt. Eine neue Erkenntnis ist, dass Salz auch das Immunsystem aktiviert, was mit einer vermehrten Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen einhergeht. In tierexperimentellen Untersuchungen fand sich bei einer überhöhten Salzzufuhr eine Infiltration des Nervensystems mit T-Helferzellen, was die Entstehung von chronischen Entzündungsprozessen und Autoimmunerkrankungen begünstigt. Auch konnte gezeigt werden, dass die Salzexkretion über verschiedene Signalwege erfolgt, wobei bereits der Ausfall eines Signalwegs zur Salzsensitivität und Bluthochdruck führen kann.

Veränderungen des Mikrobioms

Aber auch Veränderungen des Mikrobioms können ursächlich bei der Entstehung einer Hypertonie und der Manifestation der Endorganschäden beteiligt sein, zumal das Mikrobiom auch das Immunsystem reguliert. Es konnte tierexperimentell gezeigt werden, dass eine erhöhte Salzzufuhr das Mikrobiom verändert mit der Folge einer vermehrten Bildung von Metaboliten, die wiederum zur Aktivierung von T-Helferzellen führen. Durch eine gezielte probiotische Behandlung konnten diese Veränderungen verhindert werden. Jetzt wird in einer klinischen Studie bei Patienten mit Hypertonie Grad 1 der Einfluss eines Probiotikums auf den Blutdruck untersucht.

"Das sind sehr interessante Ansätze, die komplett neue Therapieoptionen zur Behandlung eines salzsensitiven Bluthochdrucks in Aussicht stellen", so Wenzel. "Doch bei diesem Ansatz beginnen wir, die negativen Folgen eines zu hohen Salzkonsum auf das Mikrobiom durch die Gabe von Probiotika zu korrigieren. Einfacher wäre es, den Salzkonsum konsequent zu senken."

Deutliche Risikoreduktion

Dass dadurch das Risiko für ein vaskuläres Ereignis sogar deutlich gesenkt werden kann, dafür gibt es mittlerweile eine Reihe von überzeugenden Studiendaten. So konnte in einer chinesischen Studie bei einer Hochrisikopopulation durch eine Kochsalzsubstitution mit Salz-Ersatzprodukten die Schlaganfallrate um 14 % reduziert werden, ebenso die Gesamtmortalität um 12 %. "Allein durch eine 25%ige Reduktion der Natriumchlorid-Zufuhr konnte in dieser Hochrisikopopulation die Schlaganfallrate und die Sterblichkeit signifikant gesenkt werden", so Wenzel.

In einer anderen populationsbasierten Kohortenstudie konnte gezeigt werden, dass das kardiovaskuläre Risiko proportional mit dem Salzkonsum, gemessen an der Salzausscheidung im Urin, ansteigt. Eine diätetische Zufuhr von 2,5 g Salz täglich war mit einer 18%igen Erhöhung des Risikos für ein kardiales Ereignis oder einen Schlaganfall assoziiert. "Diese Daten zeigen, wie groß der Einfluss eines zu hohen Salzkonsums auf die Gesundheit ist, doch diese Gefahr ist allgemein noch zu wenig bekannt", so Wenzel.

45. Deutscher Hypertonie Kongress, 25.11.2021