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In der Rubrik „Literatur kompakt“ werden die wichtigsten Originalarbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert.

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In die VITAL-Studie wurden 25.871 gesunde Teilnehmer (50,6% Frauen) eingeschlossen. Der Beobachtungszeitraum betrug fünf Jahre (mittlere Studiendauer 5,3 Jahre). Das Durchschnittsalter lag bei 67,1 Jahren.

Die Studienteilnehmer wurden in vier Untergruppen randomisiert. Gruppe 1 erhielt 2.000 IE Vitamin D3 (Cholecalciferol) plus 1g/Tag Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzung. Gruppe 2 erhielt Vitamin D plus Placebo, Gruppe 3 Placebo plus Omega-3-Fettsäuren und Gruppe 4 zweimal Placebo.

Weder die Studienteilnehmer, die täglich 2.000 IE Vitamin D3 einnahmen, noch diejenigen, die täglich 1g Omega-3-Fettsäuren bekamen, zeigten im Vergleich zu Placebo eine signifikante Reduktion der Inzidenz von Karzinomen oder eine Reduktion von Herzinfarkten, Schlaganfällen bzw. kardiovaskulär bedingten Todesfällen. Die primären Endpunkte wurden für beide Krankheitsentitäten verfehlt.

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Omega-3-Fettsäuren scheinen nicht vor Herz- oder Krebserkrankungen zu schützen.

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Als sekundärer Endpunkt wurde die Inzidenz von Mammakarzinomen, Prostatakarzinomen und kolorektalen Karzinomen dokumentiert. Für keine dieser Krebserkrankungen gab es nennenswerte Unterschiede in den Studiengruppen.

Sowohl in den Gruppen mit Vitamin-D-Gabe als auch in den Gruppen mit Omega-3-Fettsäure-Supplementation zeigten sich keine gravierenden Nebenwirkungen, weder Hyperkalzämien noch ein erhöhtes Blutungsrisiko. Die Adhärenz der Patienten lag in allen Gruppen bei über 80%.

Kommentar

Bezüglich des onkologischen Aspekts reiht sich das Ergebnis dieser großen Studie in die lange Liste von negativen Resultaten ein, die in den letzten Jahren mit Vitamin D in randomisierten kontrollierten Studien erzielt wurden. Frühere epidemiologische Studien und Querschnittsuntersuchungen hatten eine positive Assoziation gefunden. Die große australische D-Health-Studie zu dieser Thematik läuft derzeit noch. Mit den Ergebnissen ist frühestens 2025 zu rechnen.

Die Erwartungen in diese Studie waren immens. Das Studiendesign war robust.

Eine generelle Supplementierung mit Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren zur Prävention von Karzinomen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte man in der Praxis und der Klinik nicht durchführen. Allerdings führte die Substitution von Omega-3-Fettsäuren bei weißen Studienteilnehmern zu einer Reduktion des Herzinfarktrisikos um 28%, bei nicht weißen Studienteilnehmern zu einer Reduktion um 77%. Diesen Einzelaspekt des sekundären Endpunkts sollte man im Auge behalten.

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Prof. Dr. med. Curt Diehm