_ Nach wie vor wird bei einem relevanten Anteil der Patienten, die wegen Vorhofflimmern oral antikoaguliert werden, das orale Nicht-Vitamin-K-Antikoagulans (NOAK) unterdosiert. Experten appellieren, sich an die Dosierungsempfehlungen zu halten.

Für den Einsatz der niedrigen NOAK-Dosis gebe es in den Fachinformationen der unterschiedlichen Präparate klare Richtlinien, betonte PD Dr. med. Carsten Israel vom Evangelischen Klinikum Bethel. So werde beispielsweise für Apixaban (Eliquis®) die niedrigere Dosis von 2 × 2,5 mg täglich dann empfohlen, wenn zwei von drei Kriterien erfüllt sind: Körpergewicht ≤ 60 kg, Alter ≥ 80 Jahren und Serumkreatinin ≥ 1,5 mg/dl (bzw. Kreatinin-Clearance 15–29 ml/min).

An diese engen Kriterien für eine Dosisreduktion werde sich im klinischen Alltag zu häufig nicht gehalten, so Israel. Studien wie das US-amerikanische ORBIT-AF-II-Register deuteten darauf hin, dass im Fall von Apixaban etwa 12 % aller Patienten off label eine zu niedrige Dosis erhalten.

Ist das klinisch relevant? Eindeutig ja, so Israel. Eine aktuelle ORBIT-AF-II-Auswertung zeige, dass Patienten, bei denen die Apixaban-Dosis entgegen den Empfehlungen reduziert wurde, eine signifikant höhere Sterblichkeit hatten und numerisch mehr Schlaganfälle erlitten hatten als Patienten, die mit der Standarddosis behandelt wurden.

Anders sieht es aus, wenn Ärzte sich bei der Dosisreduktion an die Empfehlungen halten. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von NOAK-Patienten auf Basis anonymisierter Krankenhausdaten aus Deutschland. Diese Analyse von insgesamt über 61.000 Patienten umfasste unter anderem 10.117 Patienten, die Apixaban einnahmen, und 23.823 Patienten, die mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) behandelt wurden.

Dabei zeigte sich, dass bei korrekter Dosierung sowohl in Standarddosis als auch in reduzierter Dosis Schlaganfälle und systemische Embolien im Vergleich zu VKA in analogem Ausmaß reduziert wurden. Die Mortalität war beim Einsatz der Standarddosis zwar geringer. Dies sei allerdings damit zu erklären, dass die Patienten in der Apixaban-Niedrigdosis-Gruppe im Schnitt sechs bzw. neun Jahre älter gewesen seien als in der VKA-Gruppe bzw. NOAK-Standarddosisgruppe.