Mit dem MitraClip-Verfahren ist seit einiger Zeit eine minimalinvasive katheterbasierte Technik verfügbar, bei der über eine Metallklammer die undichten Segel der Mitralklappe teilweise zusammengeheftet werden. Das Verfahren kann bei Patienten mit moderater bis schwerer sekundärer Mitralinsuffizienz, die trotz optimaler Standardtherapie noch symptomatisch sind, nicht nur die Mitralinsuffizienz sicher reduzieren. Bei selektionierten Patienten könne der MitraClip auch „Rehospitalisierungen verhindern, Mortalität reduzieren und Lebensqualität verbessern“, resümierte Prof. Holger Nef aus Gießen, Sprecher der Arbeitsgruppe Interventionelle Kardiologie (AGIK) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) bei den DGK-Herztagen.

Wenige Wochen vor der Präsentation der COAPT-Studie hatte die kardiologische Welt zunächst eine herbe Enttäuschung zu verkraften. Denn die Ende August beim ESC-Kongress vorgestellte MITRA-FR-Studie war als erste randomisierte Studie zur möglichen Prognoseverbesserung durch den MitraClip bei sekundärer Mitralinsuffizienz zu sehr enttäuschenden Ergebnissen gekommen.

Auf ersten Blick scheinen die Ergebnisse von MITRA-FR und COAPT konträr zu ein. Nach Ansicht von Nef sind sie aber eher komplementär. Die Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse liegt nach seiner Einschätzung unter anderem in einer unterschiedlichen Patientenselektion.

Zum einen war die Mitralinsuffizienz bei den Teilnehmern — quantitativ beurteilt etwa anhand des echokardiografischen Parameters EROA (effective regurgitation orifice area) — in der COAPT-Studie im Mittel stärker ausgeprägt als in der MITRA-FR-Studie (41 vs. 31 mm2). Zum anderen waren die Ventrikel der COAPT-Teilnehmer — gemessen am linksventrikulären enddiastolischen Volumen (LVEDV) — noch nicht so stark dilatiert wie die der MITRA-FR-Teilnehmer (101 vs. 135 ml/m2) . Die Konstellation aus schwerer Mitralinsuffizienz und nicht so starker Ventrikeldilatation scheint demnach der „sweet spot“ zu sein, um den prognostischen Vorteil der MitraClip-Prozedur zur Geltung zu bringen. Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit sehr ausgeprägter Ventrikeldilatation scheint es dafür — siehe MITRA-FR — zu spät zu sein.

Nef wies darauf hin, dass die medikamentöse Standardtherapie — etwa was die Verordnungsquote bzgl. ACE-Hemmer angeht — in der MITRA-FR-Studie nicht unbedingt optimal war. In die COAPT-Studie seien dagegen nur Patienten aufgenommen worden, bei denen zuvor durch rigorose Prüfung sichergestellt worden war, dass bei der Herzinsuffizienz-Behandlung alle Möglichkeit für eine optimale Therapie einschließlich ICD und CRT ausgeschöpft worden waren. Um den prognostischen Vorteil des MitraClip-Verfahrens zu gewährleisten, wird es somit künftig auf die richtige Auswahl der dafür geeigneten Patienten ankommen, betonte Nef.