Das Standardverfahren zur Reduktion des Risikos nach Kontrastmittelgabe besteht in der intravenösen Gabe von Natriumchloridlösung. Aufgrund pathophysiologischer Hypothesen zur vorteilhaften Alkalisierung des Urins wurde Natriumbicarbonat mit unterschiedlichen Ergebnissen gegen Natriumchlorid-Infusionen getestet. Gleiches gilt für die Gabe von Acetylcystein, die in der Vergangenheit ebenso zu inkonsistenten Resultaten führte.

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Die Kontrastmittelgabe im Rahmen der Angiografie kann bei einigen Patienten die Nierenfunktion beeinträchtigen.

© Dr. Matthias Ernert / Arteria Photography

Vor diesem Hintergrund wurde mit der PRESERVE-Studie die größte klinische Studie zur Prävention eines akuten Nierenversagens nach Kontrastmittelgabe durchgeführt. Eingeschlossen wurden 5.117 Hochrisikopatienten, definiert durch eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 15 bis 44,9 ml pro Minute (pro 1,73 m2 Körperoberfläche) oder einer eGFR von 45 bis 59,9 ml pro Minute (pro 1,73 m2 Körperoberfläche) bei Patienten mit Diabetes mellitus. Der primäre Endpunkt bestand aus den Komponenten Tod, Dialysepflicht oder persistierende Kreatinin-Erhöhung von mehr als 50 % gegenüber dem Ausgangswert im Zeitraum bis 90 Tage nach der Angiografie. Ein kontrastmittelinduziertes akutes Nierenversagen wurde als sekundärer Endpunkt definiert.

Die Studie wurde nach einer vorab definierten Interimsanalyse beendet. Es gab keinerlei Vorteile für die Gabe von Natriumbicarbonat gegenüber Natriumchlorid-Infusionen oder von Acetylcystein gegenüber Placebo hinsichtlich des primären und des sekundären Endpunkts.

Kommentar

Diese bislang bei Weitem größte Studie zur Prävention von klinisch relevanten Komplikationen eines akuten Nierenversagens nach Kontrastmittelgabe im Rahmen von koronaren und nicht koronaren Angiografien bei Hochrisikopatienten zeigt keine präventiven Effekte von Natriumbicarbonat oder Acetylcystein. Weiterhin sollte jedoch eine an den bestehenden Begleiterkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz) orientierte Hydrierung des Patienten durchgeführt werden.

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Prof. Peter W. Radke