_ Bevor die Indikation für einen Kardioverter-Defibrillator (ICD) gestellt wird, sollte die Herzinsuffizienz optimal medikamentös eingestellt sein. Doch in der Zwischenzeit besteht ein hohes Risiko für einen akuten Herztod, sodass der Patient bis zur definitiven Entscheidung mit einer Defibrillatorweste versorgt werden sollte.

Die Leitlinien empfehlen bei Patienten mit erstmalig nachgewiesener Herzinsuffizienz und einer höhergradigen Einschränkung der LVEF ≤ 35 % nicht die sofortige Implantation eines ICD. Vielmehr sollte bei ischämischer Genese nach sechs Wochen und bei nicht ischämischer Genese nach mindestens drei Monaten nach Optimierung der medikamentösen Therapie eine Kontrolle per Echokardiografie erfolgen, bevor die langfristige Therapieentscheidung bezüglich eines ICD getroffen wird.

„Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Herzinsuffizienz immer nach drei Monaten optimal eingestellt ist“, so PD Dr. Christian Veltmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Ergebnisse der PROLONG-Studie sprächen dafür, mit der Indikationsstellung auch länger zu warten. Doch während dieser Wartezeiten bestehe ein hohes Risiko für einen akuten Herztod.

Im Rahmen der PROLONG-Studie erhielten 156 Patienten mit einer neu diagnostizierten Herzinsuffizienz und einer LVEF ≤ 35 % eine LifeVest® Defibrillatorweste für drei Monate. Danach wurde die LVEF erneut evaluiert. Lag diese dann > 35 %, so wurde kein ICD implantiert und auch die Defibrillatorweste abgenommen. Bei Patienten mit einer LVEF ≤ 35 % wurde eine Risikostratifizierung vorgenommen. Bei einer LVEF von 30–35 % oder einer Verbesserung der LVEF um mindestens 5 % oder wenn die medikamentöse Therapie noch nicht optimiert war, wurde die Tragezeit um weitere drei Monate verlängert. Bereits nach den ersten drei Monaten konnten 42 % der Patienten die Defibrillatorweste abgeben, ohne dass ein ICD erforderlich wurde, und im weiteren Verlauf waren es nochmals 19 %, die keinen ICD benötigten. Bei den Patienten mit einer nicht ischämischen Kardiomyopathie konnten insgesamt zwölf ventrikuläre Tachykardien/Vorhofflimmernepisoden dokumentiert werden, die durch einen adäquaten Schock durchbrochen werden konnten.

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Eine Defibrillatorweste kann in der Zeit bis zur Implantation eines ICD lebensrettend sein.

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