_ Seit November 2015 ist mit Alirocumab (Praluent®) der zweite PCSK9-Inhibitor zur starken Cholesterinsenkung verfügbar. Zwei Dosierungsstufen ermöglichen eine Stufentherapie. Eingesetzt wird der alle 14 Tage s. c. zu injizierende monoklonale Antikörper bei Hochrisikopatienten mit primärer Hypercholesterinämie und hohen Cholesterinwerten trotz – und das ist wichtig – ausgereizter herkömmlicher lipidsenkender Therapie, in der Regel Statine in maximal verträglicher Dosierung plus Ezetimib. Weitere Einsatzgebiete sind Patienten mit Unverträglichkeit oder Kontraindikationen gegen Statine.

Die beiden zugelassenen PCSK9-Hemmer Alirocumab und Evolocumab reduzieren das LDL-Cholesterin zuverlässig und konsistent um mehr als 50 %, unabhängig davon, ob der Patient Statine einnimmt oder nicht, und unabhängig davon, ob eine familiäre Hypercholesterinämie vorliegt oder nicht, erklärte Prof. Christopher Cannon, Harvard Clinical Research Institute am Brigham and Women’s Hospital in Boston. Erwiesen ist bislang die zuverlässige und äußerst potente LDL-Cholesterin-Senkung.

Vorläufige Daten deuten zudem an, dass die Therapie kardiovaskuläre Komplikationen verhindern könnte, so Cannon. Einen endgültigen Beweis werden jedoch erst die Ergebnisse von drei großen prospektiven Langzeitstudien mit Alirocumab (ODYSSEY-Outcome-Studie), Evolocumab (FOURIER-Studie) und Bococizumab (SPIRE-Studien) liefern, deren Ergebnisse in zwei Jahren erwartet werden. Die Antikörpertherapie wurde in der Regel gut vertragen, auch dann, wenn Studienpatienten sehr tiefe LDL-Cholesterin-Werte von unter 25 mg/dl erreichten. Bisher gibt es keine Hinweise auf schwerwiegende Nebenwirkungen.

Eine beim AHA-Kongress präsentierte Post-hoc-Analyse gepoolter Daten von sechs Studien mit 1.291 Patienten mit Hypercholesterinämie zeigte, wie die Dosierungen wirken: Bei 74 % der Patienten genügte die 75-mg/d-Dosis, sie kamen damit innerhalb von acht Wochen auf ihren LDL-Cholesterin-Zielwert, der je nach Risikokonstellation bei < 70 mg/dl oder < 100 mg/dl lag.

Beim verbleibenden Viertel der Patienten wurde die Dosis nach zwölf Wochen verdoppelt. Dadurch sank das LDL-Cholesterin nochmals um 14,2 %, und weitere 61 % dieser Patienten erreichten ihre Zielwerte, berichtete Dr. Harold Bays, Kentucky. Zum Vergleich: Wenn bei Statinen die Dosis verdoppelt wird, lässt sich im Schnitt nur eine zusätzliche LDL-Cholesterin-Senkung um ca. 6 % erreichen.