_ Aus der Schlaganfall-Datenbank ist ersichtlich, dass etwa 22 % der Betroffenen in Deutschland einen kryptogenen Schlaganfall erleiden, sagte Prof. Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Das neue Konzept des „Embolic Stroke of Undetermined Source“ (ESUS) definiert die Ätiologie dieser Erkrankung. Laut der 2014 publizierten operationalen Definition des ESUS zählt zu den Charakteristika, dass

  • mit bildgebenden Verfahren (CT, MRT) lakunäre Infarkte ausgeschlossen wurden,

  • in der Region des Schlaganfalls keine hämodynamischen Stenosen nachweisbar sind,

  • kardiale Emboliequellen weitgehend ausgeschlossen werden können,

  • keine anderen Ursachen wie z. B. Drogenabusus oder Migräne bestehen.

„Die einzige Option, die Patienten mit ESUS derzeit angeboten werden kann, ist Acetylsalicylsäure (ASS). Damit lässt sich eine Risikoreduktion von lediglich 13 % gegenüber Placebo erzielen“, konstatierte Diener.

Es bestehe jedoch die Vermutung, dass die Sicherheit der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) der von ASS gleichwertig ist. Diese Hypothese wird beispielsweise gestützt durch die Ergebnisse der AVERROES-Studie die unter anderem gezeigt hatte, dass Apixaban (Eliquis®) das Blutungsrisiko im Vergleich zu ASS nicht erhöhte, ganz gleich, ob die Patienten einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke erlitten hatten oder nicht.

Darüber hinaus reduzierte Apixaban bei Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern, die für eine Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten ungeeignet waren, im Vergleich zu ASS das Risiko für ischämische, hämorrhagische oder nicht spezifizierte Schlaganfälle und systemische Embolien signifikant um relativ 55 % (p < 0,001).

Kürzlich begonnen wurde die multizentrische kontrollierte Phase-III-Studie ATTICUS, die die Überlegenheit von Apixaban (2 x täglich 5 mg) über ASS (1 x täglich 100 mg) in der Langzeitbehandlung nach ESUS prüfen soll. Primärer Endpunkt ist das Auftreten einer neuen ischämischen Läsion innerhalb von zwölf Monaten im Vergleich zu Studienbeginn (gesichert durch MRT).

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Bei Patienten mit Schlaganfall ist eine rasche Diagnostik mit bildgebenden Verfahren entscheidend.

© Deutsche Schlaganfallhilfe / C. Pueschner / Zeitenspiegel