_ Für den Thrombin-Hemmer Dabigatran (Pradaxa®) ist mit Idarucicumab (Praxbind®) ein spezifisches Antidot zugelassen worden, das im Notfall die Wirkung des Antikoagulans sofort, komplett und andauernd aufhebt.

Dabigatran wurde bei Vorhofflimmern unter Doppelblindbedingungen in der RE-LY-Studie bei 18.000 Patienten sowie in praxisnahen Registern bei über 200.000 Patienten untersucht. Die Ergebnisse in beiden Szenarien, so Darius, sind bemerkenswert konsistent: Das relative Schlaganfallrisiko wird um 24 % bzw. 20 % im Vergleich zu Warfarin reduziert, das relative Risiko für intrakranielle Blutungen um 59 % bzw. 66 %.

Unter jeglicher Antikoagulanzientherapie besteht jedoch ein Blutungsrisiko, auch wenn dies unter neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) geringer ist als unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA). Schwere Blutungen unter NOAKs wurden bisher unspezifisch behandelt, etwa durch Substitution von Gerinnungsfaktoren.

Nun steht erstmals ein spezifisches Antidot zur Verfügung: Idarucizumab, ein humanisiertes Antikörperfragment, hemmt spezifisch Dabigatran, zu dem es eine 350-fach höhere Affinität hat als zu Thrombin. Nach fünfminütiger Infusion von 5 mg wird Dabigatran sofort und komplett antagonisiert; innerhalb von Minuten ist ein normaler Gerinnungsstatus wiederhergestellt, berichtete Prof. Charles V. Pollack von der Thomas Jefferson University in Philadelphia.

Das Antidot wurde bei gesunden Probanden und Dabigatran-Patienten mit akuten Blutungen und solchen mit Notfalloperationen untersucht, berichtete Pollack. Ergebnis: Sofortige, komplette und anhaltende Aufhebung des blutverdünnenden Effekts, gute Verträglichkeit, kein prokoagulatorischer Effekt.

Situationen, die bei einem Patienten unter Dabigatran eine Antidot-Gabe erfordern, sind ausgesprochen selten, ergänzte Darius. Es sei aber gut zu wissen, dass das Antidot in den Notfallambulanzen vorrätig ist. Darius verglich die Situation mit einem Airbag im Auto. Für den Kardiologen ist die Verfügbarkeit des spezifischen Antidots ein Argument pro Dabigatran: Wir können das Antikoagulans mit noch mehr Sicherheit verordnen. Er hofft, dass künftig mehr Patienten mit Vorhofflimmern und klarer Indikation für eine Antikoagulation auch tatsächlich behandelt werden.